Der russische Coronavirus-Impfstoff Sputnik V hat eine Wirksamkeit von 91,6 Prozent, sagen russische Forschende. Die Fachzeitschrift "The Lancet" hat die Studie jetzt veröffentlicht. Was die Sicherheit und Effektivität angeht, ist Sputnik V demnach mit Impfstoffen vergleichbar, die in der EU schon zugelassen sind.

Seit Dezember 2020 impft Russland Risikogruppen mit dem Coronavirus-Impfstoff Sputnik V. Im Januar folgte dann der Start der großflächigen Impfkampagne. Laut den Studienergebnissen von Forschenden des Gamaleja-Forschungszentrums für Epidemiologie und Mikrobiologie Moskau ist Sputnik V nach der zweiten Impfdosis zu 91,6 Prozent wirksam.

Zur Wirksamkeit des Impfstoffs lagen lange Zeit nicht ausreichend Daten vor. Nun haben sich unabhängige Expertinnen und Experten die Studie angesehen, das britische Fachjournal "The Lancet" hat die Forschungsergebnisse öffentlich gemacht.

Bei der Studie handelt es sich um eine Zwischenauswertung der sogenannten "Phase-III-Studie" mit 19.866 Teilnehmenden, sagt Carsten Watzl. Er leitet den Forschungsbereich Immunologie an der Technischen Universität Dortmund. Die Daten seien nachvollziehbar und würden bisher zeigen, dass der Impfstoff sehr wirksam sei, und zwar in allen Altersgruppen.

Der Vektorimpfstoff Sputnik V

Er erklärt: Anders als die mRNA-Impfstoffe von Biontech/Pfizer oder Moderna ist Sputnik V ein Vektorimpfstoff, bei dem harmlose Erkältungsviren – in dem Fall ein Adenovirus – benutzt werden, um einen Teil der genetischen Information des Coronavirus in die Zellen des Körpers einzuschleusen.

Mithilfe dieses Bauplans wird ein Teil des Virus in den menschlichen Zellen hergestellt. Unser Immunsystem reagiert darauf und bildet Antikörper.

"Das heißt, das Prinzip ist ein bisschen anders, aber es ist auch schon erprobt. Mit dieser Technologie gibt es zum Beispiel auch schon zugelassene Ebola-Impfstoffe."
Carsten Watzl, Leiter des Forschungsbereichs Immunologie an der Technischen Universität Dortmund

Auch für die Coronavirus-Impfung mit dem russischen Impfstoff braucht es zwei Impfdosen, wobei 21 Tage dazwischen liegen sollen. Allerdings ist die Lagerung des Vektorimpfstoffs einfacher, so Carsten Watzl. Er kann bei vier Grad relativ lange aufbewahrt werden.

Ähnliche Nebenwirkungen wie AstraZeneca-Impfstoff

Laut der Studie der russischen Forschenden sind bei 60 Prozent der Geimpften sogenannte induzierte Nebenwirkungen aufgetreten, also grippeähnliche Symptome. Zu schweren Nebenwirkungen, die mit der Impfung in Zusammenhang stehen, sei es bisher nicht gekommen, erläutert der Immunologe.

Russischer Impfstoff könnte auch in Europa zugelassen werden

Carsten Watzl kann sich vorstellen, dass Sputnik V ein Kandidat für die Zulassung der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) ist. Mit seiner Wirksamkeit von über 90 Prozent erfülle der Impfstoff die Erwartungen. Beim Punkt Sicherheit schreibt die Europäische Arzneimittelagentur einen Zeitraum von zwei Monaten vor, in dem Nebenwirkungen bei Geimpften beobachtet werden müssen. Diese Daten gebe es noch nicht, das sei aber nur noch eine Frage der Zeit.

"Es müssen noch ein paar mehr Daten erhoben werden, aber dann kann sicherlich auch dieser Impfstoff hier in Europa eine Zulassung erhalten."
Carsten Watzl, Leiter des Forschungsbereichs Immunologie an der Technischen Universität Dortmund

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hatte sich am Wochenende grundsätzlich offen dafür gezeigt, Sputnik V auch in Deutschland einzusetzen, wie er gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung sagte - solange der Impfstoff sicher und wirksam sei.

Jeder Impfstoff, der in der EU zugelassen wird, hilft dabei, die Pandemie zu beenden, meint Carsten Watzl. Von daher sollten wir jetzt jeden zugelassenen Impfstoff nehmen, wenn er uns angeboten wird und verfügbar ist.

"Alle bisher zugelassenen Impfstoffe sind sehr gut dazu geeignet, diese Pandemie zu beenden."
Carsten Watzl, Leiter des Forschungsbereichs Immunologie an der Technischen Universität Dortmund
Shownotes
Sputnik V
Zwischenstudie bescheinigt russischem Impfstoff sehr gute Wirksamkeit
vom 03. Februar 2021
Moderatorin: 
Diane Hielscher
Gesprächspartner: 
Carsten Watzl, Leiter des Forschungsbereichs Immunologie an der Technischen Universität Dortmund