Dharavi Diary ist ein gemeinnütziges Projekt, das jungen Frauen aus Dharavi – einer der größten Slums in Asien – kostenlos Programmieren beibringt. Damit schaffen es manche, zu studieren und Jobs in IT-Unternehmen zu finden. Das hilft nicht nur den jungen Frauen, sondern auch ihren Familien.

Das Armenviertel Dharavi befindet sich in der indischen Stadt Mumbai. Bekannt wurde das Viertel durch den Film 'Slumdog Millionaire'. Dharavi gilt als eines der größten Armenviertel Asiens. Es liegt zwischen zwei Bahntrassen. Hier leben auf rund 200 Hektar Land rund eine Million Menschen. Zwei der Bewohner des Slums sind Sebira und Preeti. Die beiden waren Teil des gemeinnützigen Projekts Dharavi Diary. Dort haben sie gelernt, Apps zu programmieren und zu entwickeln.

Ihre App heißt 'Green und Clean' und dient dazu, die Stadt sauberer zu machen. Jeder in Mumbai, der die App auf seinem Smartphone hat, kann Abfall, der auf der Straße herumliegt, fotografieren und das Foto dann an die Stadtverwaltung schicken. Durch einen Geotag können die Mitarbeiter der Stadtverwaltung sehen, wo sich der Müll befindet, vorbeikommen und ihn abholen.

"Viele Leute wissen nicht, was der achtlos weggeworfene Müll mit uns und unserer Gesundheit macht, deshalb haben wir entschieden, das in unserer App zum Thema zu machen."
Sebira, Teilnehmerin des gemeinnützigen Projekts Dharavi Diary

Dharavi Diary ist ein gemeinnütziges Projekt, das vor allem Mädchen aus dem Slum mit kostenlosem Unterricht in Englisch, Mathematik und Programmieren unterstützen will. Die Idee dazu hatte der indische Dokumentarfilmer Nawneet Ranjan, der zuerst privates Geld in das Projekt gesteckt und inzwischen Sponsoren gefunden hat.

Seit 2014 findet der Unterricht am äußersten Rand des Slums in einer kleinen Hütte statt. In zwei kleinen Zimmern, in denen es weder Stühle noch Tische gibt, teilen sich mehrere junge Frauen ein Tablet. Trotz der unzureichenden Ausstattung wollen immer mehr Mädchen mitmachen. Für Sebira und ihre Freundin Preeti ist das Projekt eine Art Zufluchtsort, weil sie zuhause oft zu sechst in einem einzigen Zimmer wohnen.

Bildung hilft, einen Weg aus dem Slum zu finden

Dort haben sie weder Ruhe noch Platz für sich. Und den jungen Frauen ist sehr bewusst, dass dieser Unterricht für sie einen Weg in eine bessere Zukunft darstellen kann, der sie aus dem Armenviertel hinausführt. Preeti ist beispielsweise die Erste in ihrer Familie, die an einem College studiert, auch wenn es ihrer Mutter schwerfällt, immer das Geld dafür zusammenzubekommen.

"Ich bin die Erste in der Familie, ich war auch die Erste, die 12 Jahre Schule absolviert hat. Manchmal ist es schwer, das Geld fürs College zusammenzubringen, aber meine Mutter schafft es irgendwie."
Preeti, Teilnehmerin des gemeinnützigen Projekts Dharavi Diary

Obwohl Preeti zusammen mit Sebira an einer App gearbeitet hat, ist es gar nicht ihr Wunsch, zu programmieren oder später einmal in der IT-Branche arbeiten. Sie wünscht sich, Bio-Chemie zu studieren und später als Ärztin zu arbeiten.

Preetis einzige Sorge: In ihrer Familie gibt es außer ihr noch vier Mädchen. Ihr Vater möchte sie alle nacheinander verheiraten. Die junge Frau möchte das nicht, weil sie glaubt, dass sie erst studieren und dann heiraten sollte, um für sich und ihre Familie eine bessere Zukunft schaffen. Aber es ist nicht einfach für die junge Frau, sich gegen den Willen ihres Vaters durchzusetzen, auch wenn sie entschlossen ist.

"Mein Vater zwingt mich, zu heiraten. Ich will erst nach dem College heiraten, ich bin da sehr stur. Ich sage meinem Vater: Wir sind arm, wir können uns nur verbessern, wenn ich einen guten Job finde."
Preeti, Teilnehmerin des gemeinnützigen Projekts Dharavi Diary
Shownotes
Coding School in Mumbai
Mit eigener App den Weg aus dem Slum finden
vom 01. Mai 2019
Moderatorin: 
Tina Kießling
Autorin: 
Anja Koch, Deutschlandfunk Nova