Eine aktuelle Studie zeigt: Der Geruchssinn der menschlichen Nase wird unterschätzt. Wir fragen uns: Wie können wir unsere Nasen-Performance verbessern? Wie können wir sie trainieren?

Menschennasen sind gar nicht so mies, wie häufig gedacht. Hunde können zwar Verbrechern hinterherschnüffeln, Parfümprofis erkennen dagegen Hunderte von Blumendüften. Die verbreitete Meinung vom schlechten menschlichen Geruchssinn gehe auf einen Mythos aus dem 19. Jahrhundert zurück, schreibt der US-Forscher John McGann im Fachjournal "Science".

Training für die Nase

Thomas Hummel von der Uniklinik Dresden hat diverse Studien zu unserer Nase durchgeführt und hilft Menschen, die unter einem eingeschränkten oder abhanden gekommenen Geruchssinn leiden. Um die Fähigkeiten der eigenen Nase zu maximieren, können wir sie trainieren, sagt er. 

"Wir sollten uns mehr für Düfte interessieren. Außerdem regelmäßig an verschiedenen Düften schnuppern."
Thomas Hummel, Uniklinik Dresden

Sechs bis zwölf Monate lang - jeden Morgen und jeden Abend - an etwa vier verschiedenen Düften riechen und die Nase damit schulen. Jeden Duft etwa 20 Sekunden lang und dann nochmal wiederholen, das helfe, so der Experte. 

"Wenn man häufiger und regelmäßig schnüffelt, wird man auch für andere Düfte sensibler. Die Gehirnstrukturen ändern sich."
Thomas Hummel, Uniklinik Dresden

Der Riechkolben (Bulbus olfactorius), das Riechzentrum des Menschen, sitzt zwischen den Augen. Dort enden die Riechnerven. Der Bulbus olfactorius werde größer, je intensiver man die Nase schule, so Hummel.

Der Riechkolben kann wachsen

Beim Menschen ist das Riechzentrum im Gehirn relativ gesehen kleiner als etwa bei Mäusen, schreibt der US-Forscher McGann in seiner Studie. Mit dieser Feststellung habe der französische Anatom Paul Broca im 19. Jahrhundert den Grundstein für das Vorurteil gelegt, der menschliche Geruchssinn sei unterentwickelt Hinzu kämen entsprechende Abwertungen durch Psychologen, etwa durch Sigmund Freud.

Externer Inhalt

Hier geht es zu einem externen Inhalt eines Anbieters wie Twitter, Facebook, Instagram o.ä. Wenn Ihr diesen Inhalt ladet, werden personenbezogene Daten an diese Plattform und eventuell weitere Dritte übertragen. Mehr Informationen findet Ihr in unseren  Datenschutzbestimmungen.

In vielen Kaufhäusern bekommt ihr verschiedenste Duft-Öle, außerdem gibt es Anbieter von Chemikalien, bei denen ihr so ziemlich jeden Geruch der Welt bestellen könnt, so Hummel.

Üben mit Riesch-Fläschchen

Der Wissenschaftler  hat mit zwei Gruppen etwa vier bis sechs Monate trainiert: mit Studenten und Menschen über 60. In beiden Fällen hat das Nasentraining gut funktioniert und zu einer Verbesserung der Riech-Performance geführt.

Shownotes
Geruchssinn
Unsere Nase ist besser als ihr Ruf
vom 12. Mai 2017
Moderation: 
Till Haase
Gesprächspartner: 
Thomas Hummel, Uniklinik Dresden