Der Ingwerknolle werden viele heilende Wirkungen zugesprochen. Auch bei Diätinteressierten steht sie oben auf der Liste. Gleichzeitig ist die Ökobilanz von Ingwer bedenklich – warum den Ingwer nicht auch bei uns vor Ort anbauen?

Ingwer ist gesund, schmerzlindernd, kann entzündungshemmend und antioxidativ wirken und uns bei Magen-Darm-Beschwerden und Übelkeit unterstützen, sagt Petra Walter, Ärztin für Ernährungsmedizin und Leiterin der Pursana Akademie für ganzheitliche Ernährungsberatung in München. Davon abgesehen kann er auch in der Küche vielseitig eingesetzt werden.

"Ingwer ist schmerzlindernd und entzündungshemmend. Ingwer ist auch antioxidativ, schützt also vor Umweltbelastungen."
Petra Walter, Ernährungsmedizinerin

Dass der Hype um den Ingwer nicht abreißt, erklärt sie sich vor allem dadurch, dass er in vielen Frauenzeitschriften als Fettburner angepriesen wird. Dass eine Knolle Ingwer am Tag wirklich die Kilos schmelzen lässt, hält Petra Walter allerdings für einen Mythos.

Fest steht: Der Ingwer ist seit über zehn Jahren sehr gefragt und wird deshalb in immer größeren Mengen vor allem aus China und Peru nach Deutschland verkauft.

Laut Statistischem Bundesamt hat sich der Import nach Deutschland seit 2010 (etwa 8000 Tonnen pro Jahr) bis heute verdreifacht. Deshalb beobachtet Birgit Rascher vom Gemüsebauversuchsbetrieb der Bayerischen Landesanstalt für Wein- und Gartenbau, dass das Interesse für einen heimischen Ingwer immer größer wird.

Deutscher Ingwer: Lecker, aber nicht so lange haltbar

Seit Dezember hat Birgit Rascher um die 100 bis 150 Anfragen von Landwirtinnen und Landwirten beantwortet, wie sie Ingwer auch in Deutschland im größeren Stil anbauen könnten. Vor zwei Jahren waren es gerade mal 10 bis 15 Anfragen, erzählt sie.

Birgit Rascher in einem Gewächshaus mit Ingwer
© picture alliance/dpa | Matthias Merz
In einem Gewächshaus in Bamberg experimentiert Birgit Rascher mit dem Ingwer-Anbau

Machbar ist es auf jeden Fall, der deutsche Ingwer schmecke sogar richtig gut, da er so frisch sei, dass sich weder eine feste Außenhaut noch Fasern im Inneren bilden würden. Kleiner Minuspunkt: Er lässt sich nicht ganz so lange lagern, wie wir es vom Import-Ingwer gewöhnt sind.

"Also das ist dann ein ganz frischer Ingwer, der hat außen noch keine feste Außenhaut, der hat innen auch noch nicht diese typischen Fasern. Aber er ist nicht lagerfähig."
Birgit Rascher, Gemüsebauversuchsbetrieb der Bayerischen Landesanstalt für Wein- und Gartenbau

In Deutschland findet Ingwer nur von etwa April bis September die passenden Bedingungen zum Wachsen vor. Weil das eine relativ kurze Zeitspanne ist, ist er nach der Ernte nicht so lange haltbar, nur etwa zwei Wochen lang.

Ingwer aus dem Ausland verbringt acht bis neun Monate in der Erde, deswegen hält er nach der Ernte deutlich länger.

Problempunkt Rentabilität

Damit wir auch bei uns in Deutschland einen länger haltbaren Ingwer kultivieren können, bräuchte es geheizte Glashäuser. Doch dann rentiere sich der Ingweranbau schnell nicht mehr, sagt Birgit Rascher.

Allein die Heizkosten für die Glashäuser belaufen sich auf circa 20 Euro pro Quadratmeter. Und wer kaufe schon die Knolle für zwei Euro, wenn daneben die scheinbar gleiche für 70 Cent liege?

Doch auch der Preis für importierte Ingwerknollen ist laut dem Marktforschungsunternehmen AMI seit vorletztem Jahr um durchschnittlich 20 Cent pro 100 Gramm gestiegen.

DIY-Ingwer

Wer auf Ingwer aus China oder Peru verzichten möchte und nicht warten möchte, bis sich Ingwer-Gewächshäuser bei uns in Deutschland rentieren, bleibt nur noch eines: selbst anbauen. Und das ist gar nicht so schwer, wie Birgit Rascher verrät:

  1. Ein Stück getriebenen Ingwer in Blumenerde eintopfen
  2. Einen schattigen Platz am Fenster finden, da Ingwer keine direkte Sonne verträgt
  3. Topf und Erde trotzdem dauerhaft warm halten
  4. Nach circa neun Monaten ernten
  5. Teile davon wieder einpflanzen für neue Ingwerknollen
Shownotes
Nachfrage steigt
Ingwer aus Deutschland: Aufwendig, aber geht
vom 22. Februar 2021
Moderator: 
Paulus Müller
Autor: 
Henri Sarafov, Deutschlandfunk Nova