Das Robert-Koch-Institut gibt die Hospitalisierungsinzidenz bundesweit mit 5,28 an. Mittlerweile ist die Situation auf den Intensivstationen in einigen Regionen angespannt. Mediziner*innen müssen bei der Behandlung von Patient*innen priorisieren.

Die Ärztinnen und Ärzte in Regionen mit einer hohen Krankenhausbelegung wie in Sachsen müssten in solchen Fällen zunächst sicherstellen, dass Patientinnen und Patienten auf nahe gelegene Krankenhäuser verlegt würden, sagt der Intensivmediziner Uwe Janssens. Nicht eindeutig zu belegen sei seiner Meinung nach, dass die Überlebenschance bei einer schweren Covid-Erkrankung bei Geimpften größer sei, so Janssens weiter. Denn wesentlich für die Genesung seien vor allem die Begleiterkrankungen, die mit einer Covid-19-Erkrankung einhergehen könnten.

"Wir sehen, dass sowohl geimpfte als auch ungeimpfte Personen auf Intensivstationen behandelt werden. In der Regel sind es vor allem die schweren Begleiterkrankungen, die die Prognose insgesamt bestimmen."
Uwe Janssens, Facharzt für Intensivmedizin

Bei einem nicht gegen das SARS-CoV-2-Virus geimpften Menschen folge der Krankheitsverlauf so beispielsweise bei einer parallel auftretenden Lungenentzündung den gleichen Abläufen wie bei einer geimpften Person, erklärt Uwe Janssens. Ein*e Geimpfte*r habe demnach das gleiche Risiko, an einem Multiorganversagen zu sterben, sagt der Arzt. Der Unterschied bestehe allerdings darin, dass ein ungeimpfter Mensch ein weitaus höheres Risiko habe, schwer zu erkranken als eine geimpfte Person.

Jüngere Patienten haben längeren Verlauf

Dass ein hohes Alter von Patientinnen und Patienten Einfluss auf den Krankheitsverlauf habe, möchte Uwe Janssens nicht bestätigen. Er erklärt, dass junge Menschen von Intensivmediziner*innen daher nicht in der Behandlung priorisiert würden.

"Das Alter darf dabei keine Rolle spielen. Sonst wäre es Altersdiskriminierung. Tatsächlich haben wir gerade deutlich jüngere Menschen in der Intensivbehandlung mit schweren Verläufen. Ein junger Patient hat einen deutlich längeren Verlauf", sagt Uwe Janssens. Das liege daran, dass jüngere Menschen eine höhere Widerstandskraft haben im Vergleich zu älteren Patienten.

"Jüngere Patienten liegen inzwischen deutlich länger auf den Intensivstationen zur Behandlung."
Uwe Janssens, Facharzt für Intensivmedizin

Allerdings hätten jüngere Menschen weniger Begleiterkrankungen, sagt Uwe Janssens. "Begleiterkrankungen bestimmen den Verlauf einer Covid-19-Infektion. Wenn ältere Menschen an Covid-19 erkranken, haben sie meist einen raschen Verlauf. Über 50 Prozent der älteren Patienten mit einer Beatmung stirbt", sagt Uwe Janssens.

Shownotes
Priorisierung in der vierten Corona-Welle
Triage: Wie Intensivmediziner entscheiden
vom 23. November 2021
Moderatorin: 
Diane Hielscher
Gesprächspartner: 
Prof. Dr. med. Uwe Janssens, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin und Internistische Intensivmedizin am St.-Antonius-Hospital, Eschweiler