Markus Söder spricht von "Asyltourismus", AfD-Politiker beklagen die "Flüchtlingswelle", und in Talkshows wird über die Frage diskutiert, ob Geflüchtete eine "Bedrohung" darstellen. Frames und Schlagworte prägen unsere politische Debatte. Wie können die Medien damit umgehen?

Journalisten in Deutschland diskutieren zurzeit darüber, wie das sogenannte Framing die öffentliche Meinung beeinflusst. Es geht dabei um die Frage, wie Medien und Politik Aufmerksamkeit auf bestimmte Themen lenken, sie durch bestimmte Wort- und Bildwahl dabei mit Bedeutung aufladen und so den öffentlichen Diskurs verschieben können, nach rechts etwa.

Themensetzung und Wortwahl beeinflussen öffentliche Meinung

So macht es gemäß der Framing-Theorie etwa einen Unterschied, ob von "Flüchtlingsbewegungen" oder "Flüchtlingswelle" die Rede ist, oder ob - anderes Beispiel - eine Nachrichtensequenz über Türken in Deutschland mit bärtigen Männern beim Beten oder einer Gruppe Jugendlicher im Café bebildert wird, weil die verwendeten Begriffe und Bilder bereits eine Einordnung oder Bewertung implizieren.

Screenshot eines Tweets von Hart aber fair

Vielleicht ist die aktuelle Debatte auch ein Verdienst der Redaktion der Talk-Sendung "Hart aber fair". Sie hatte Anfang Juni getwittert: "Framing? Als Journalisten können wir mit diesem Begriff wenig anfangen. Wir versuchen das, was Menschen beschäftigt, so darzustellen, wie es ist." Mit diesem Tweet haben die Talkshow-Macher viel Unverständnis ausgelöst, denn viele sehen es gerade als journalistische Aufgabe, sich mit Framing zu beschäftigen - und zwar, um Neutralität zu wahren und nicht zum Mitspieler der politischen Kommunikation zu werden.

Sprachforscher fordern Frame-Checking

Auch Sprachforscherinnen wie Elisabeth Wehling fordern als Teil des journalistischen Handwerks ein Frame-Checking. In Eine Stunde Was mit Medien erklärt sie uns, wie Frames den Diskurs beherrschen - und klärt mit uns die handwerklichen Fragen: 

  • Wie setzen Politikerinnen und Politiker Frames ein? 
  • Wie erkennen wir sie? 
  • Wie können wir im journalistischen Alltag damit umgehen?

Instagram sagt Youtube den Kampf an

Außerdem blicken wir in der Sendung auf die weiteren Medienthemen der Woche - darunter auf Instagram, das jetzt nach Youtube und Facebook das dritte soziale Netzwerk mit mehr als einer Milliarde Nutzern ist. Zur Vorstellung der neuen Nutzerzahlen hat Instagram auch den neuen Videodienst IGTV vorgestellt, der Videos von bis zu einer Stunde Länge erlaubt. Bisher war bei Instagram maximal eine Minute drin. Geht dieses Konzept auf, könnte IGTV zur ernst zu nehmenden Konkurrenz für Youtube werden.

Eine Stunde Was mit Medien gibt es auch als Podcast. Auch nach der Sendung könnt ihr euch mit uns direkt und mit unseren Moderatoren Dennis Horn und Herr Pähler über Twitter austauschen. Ein Protokoll der Sendung gibt es auch per Newsletter.

Mehr zum Thema Framing und Populismus:

  • Verbogen und umgedeutet  |   Populisten verwenden gerne emotionale Sprache, denn es geht ihnen darum, Ängste zu schüren. Dazu benutzen sie möglichst bedrohliche Sprachbilder, wie etwa Flüchtlingstsunami oder Flüchtlingsstrom.
  • Das Netz ist nicht an allem Schuld  |   Dass Filter-Blasen unsere politischen Ansichten verstärken und uns beeinflussen, ist schon fast eine Binsenweisheit. Eine Studie sagt nun aber: Ganz so einfach ist das nicht.
  • Populismus und Antipopulismus  |   Sascha Lobo fordert bei der re:publica 2018 einen neuen Aufbruch und Courage von jedem einzelnen im Kampf gegen Populismus.
Shownotes
Journalistisches Handwerk
Die Diskussion ums Framing
vom 21. Juni 2018
Moderatoren: 
Daniel Fiene & Herr Pähler