Bisher grassiert die Delta-Variante in Europa und bringt die Gesundheitssysteme an deren Grenzen. Jetzt verbreitet sich in Südafrika die neue Virusvariante B.1.1.529 mit ungewöhnlich vielen Mutationen. Es sei zu befürchten, dass die Impfung sehr viel schlechter wirke. Die Auffrischimpfung könnte darum noch viel wichtiger werden, sagt die Wissenschaftsjournalistin Christina Sartori.

Die Virusvariante mit der Bezeichnung B.1.1.529 wurde zuerst in Südafrika entdeckt und scheint sich dort in einigen Gebieten schnell auszubreiten, sagt die Wissenschaftsjournalistin Christina Sartori. Bisher gebe es zwar nur rund 100 Fälle, doch bei allen Stichproben, die zuletzt analysiert wurden, lag diese Variante vor.

50 Mutationen gegenüber ursprünglichem Virus

Möglicherweise verbreitet sich B.1.1.529 als besser als die Delta-Variante, sicher sei das noch nicht.

"Besonders ist, dass diese Variante extrem viele Mutationen enthält. 50 Mutationen, also Veränderungen gegenüber dem ursprünglichen Sars Cov2 Virus. Das ist außergewöhnlich."
Christina Sartori, Wissenschaftsjournalistin

Außergewöhnlich sei, dass die Variante 50 Mutationen enthält – das heißt 50 Veränderungen gegenüber dem ursprünglichen Sars Cov2 Virus. Sorgen bereite, dass 30 der Mutationen eine besondere Stelle im Virus betreffen: das Spike-Protein. Impfstoffe bewirken, dass unser Immunsystem schützende Antikörper produziere, die sich genau gegen dieses Spike-Protein wenden.

Boostern könnte noch wichtiger werden

Mutiere das Protein, könnten Antikörper eventuell an Wirkung verlieren. Die Befürchtung sei, dass die Impfung viel schlechter schütze und es häufiger zu Impfdurchbrüchen komme. Das Boostern, also die dritte Spritze, werde dann noch wichtiger. Das erhöhe den Impfschutz so stark, dass es besser gegen einen Impfdurchbruch durch die Variante schütze, sagt Christina Sartori.

"Wahrscheinlich schützt die Impfung dann zwar immer noch, aber viel schlechter. Vielleicht kommt es noch häufiger zu Impfdurchbrüchen“
Christina Sartori, Wissenschaftsjournalistin

Der Impfstoffhersteller Biontech teste bereits, wie gut der aktuelle Impfstoff gegen die Variante wirkt, sagt Christina Sartori. Mit Ergebnissen sei aber erst in zwei Wochen zu rechnen. Wenn die Impfung angepasst werden müsse, würde das mehrere Wochen dauern. Biontech gehe davon aus, dass ein angepasster Impfstoff innerhalb von 100 Tagen ausgeliefert werden könne. Das wäre zwar Rekordzeit, dennoch würde das mehr als drei Monate dauern.

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Ob die neue Variante ansteckender als Delta ist, sei noch unklar, so die Wissenschaftsjournalistin. Die Fälle in Südafrika ließen das vermuten, doch gebe es hier weniger Delta als in Europa. Daher sei nicht sicher, ob sich die Variante sich B.1.1.529 bei uns noch besser als Delta verbreiten könne.

Reisebeschränkungen verschaffen Zeit

Die neue Variante wurde bereits in Israel, Hongkong und auch in Belgien nachgewiesen. Fakt ist: "Man kann ein Virus nicht aufhalten, es wird sich ausbreiten", sagt Christina Sartori. Durch Reisebeschränkungen könne jedoch seine Ausbreitung verlangsamt werden, was wertvolle Zeit verschaffe. Die Weltgesundheitsorganisation sei gegen Reisebeschränkungen, denn auch durch Masken, Abstand, weniger Kontakte und viel Testen könne die Variante kontrolliert werden.

Das sei sehr idealistische gedacht und Sartori findet gut, dass viele Länder jetzt schnell handeln. "Lieber in vier Wochen sagen, das war nicht notwendig, weil die Variante doch nicht so gefährlich ist, als in vier Wochen sagen: 'Mist, sie ist gefährlich und wir haben zu langsam reagiert'", sagt sie.

Shownotes
Neue Coronavirus-Variante B.1.1.529
Wissenschaftsjournalistin: Impfung könnte viel schlechter wirken
vom 26. November 2021
Moderatorin: 
Rahel Klein
Gesprächspartnerin: 
Christina Sartori, Wissenschaftsjournalistin