Weil Katzen bedrohte Tierarten töten, will eine neuseeländische Gemeinde die Tiere loswerden. In Deutschland sei die Situation zwar weniger dramatisch, dennoch plädiert der Nabu zumindest für die Kastration unserer Hauskatzen.

Neuseeland geht drastisch gegen das Töten von bedrohten Tieren durch Hauskatzen vor: Sie müssen gechippt und kastriert werden, nach ihrem Tod dürfen sich die Besitzer keine neue Katze anschaffen.

Lars Lachmann, Ornithologe beim Naturschutzbund Nabu, hält den neuseeländischen Plan für eine gute Idee. Denn anders als in Deutschland sind viele Tierarten in Neuseeland nicht darauf eingestellt, dass in ihrem Lebensraum Katzen vorkommen, sagt er.

"In Neuseeland gibt es Vogelarten, Säugetierarten und andere Tiere, die nicht darauf eingestellt sind, dass in ihrem Lebensraum irgendetwas ähnliches wie eine Katze vorkommt."
​Lars Lachmann, Ornithologe beim Naturschutzbund Nabu

Nähert sich eine Katze, laufen oder fliegen viele der Tiere in Neuseeland instinktiv nicht weg. Für Katzen sind sie daher eine leichte Beute, und sie können tatsächlich aussterben, sagt Lachmann. Daher sei es sinnvoll, dass in Gegenden mit bedrohten Tierarten auch keine Katzen mehr vorkommen.

Katzenfreunde sind oft auch Vogelfreunde

Die Wildkatze ist eine Katzenart, die in Europa in freier Natur vorkommt und die in unseren Wäldern lebt. Daher seien alle Vogelarten von Natur aus darauf geeicht, die Flucht zu ergreifen, wenn sich eine Katze nähert, sagt Lachmann. Deswegen gebe es auch keine Vogelart, die Gefahr laufe von Katzen ausgerottet zu werden.

Problematisch sei in Deutschland aber die hohe Dichte an Katzen. Viele der Tiere würden zwar nur nebenbei jagen, da die meisten Katzen gefüttert werden, so der Experte. Eine Reduzierung der Zahl an Katzen hält Lachmann dennoch für sinnvoll.

"Wir müssten in Deutschland nicht dafür sorgen, dass Katzen komplett verschwinden. Aber dafür zu sorgen, dass die Zahl von Katzen reduziert wird, wäre auch bei uns sehr sinnvoll."
​Lars Lachmann, Ornithologe beim Naturschutzbund Nabu

Der Nabu schätzt, dass unsere circa 2.000.000 streunenden Hauskatzen in Deutschland pro Jahr um die 30 bis 100 Millionen Vögel pro Jahr töten. Da aber nicht bekannt ist, wie viele Vögel es in Deutschland tatsächlich gibt, sind die Auswirkungen auf die Vogelwelt für Experten nur schwer abzuschätzen. 

Externer Inhalt

Hier geht es zu einem externen Inhalt eines Anbieters wie Twitter, Facebook, Instagram o.ä. Wenn Ihr diesen Inhalt ladet, werden personenbezogene Daten an diese Plattform und eventuell weitere Dritte übertragen. Mehr Informationen findet Ihr in unseren  Datenschutzbestimmungen.

Messbar ist aber, dass es in Gegenden mit besonders vielen Katzen zu negativen Auswirkungen auf die Vogelwelt kommen kann und dort oft weniger Vögel leben als dort leben könnten, so Lachmann. Der Nabu plädiert daher für eine Art Light-Version des neuseeländischen Plans.

"Wir vom Naturschutzbund plädieren, dass man eine Light-Version der neuseeländischen Idee auch bei uns einführt."
​Lars Lachmann, Ornithologe beim Naturschutzbund Nabu

Die Idee des Nabu sieht vor, freigehende Hauskatzen auch bei uns zu markieren und zu kastrieren, damit es in Deutschland zu keiner zusätzlichen Population verwilderter Katzen kommt. Auch sollten die bereits verwilderten Katzen kastriert werden, damit sie sich nicht weiter vermehren. 

Da sowohl Katzen als auch Vögel in Deutschland eine Lobby haben und das Herz sogar für beide Tierarten schlagen kann, geht Lachmann davon aus, dass die meisten Katzenfreunde durchaus bereit seien, gewisse Schritte mitzugehen.

Die Maßnahme sich keine neue Katze mehr anschaffen zu dürfen, hält der Ornithologe aber für zu weitgehend und auch nicht für notwendig. Die Kastration der eigenen Katze hingegen würde aber fast jeder akzeptieren. Das fordert übrigens auch der Deutsche Tierschutzbund und verschiedene Katzenschutz-Bünde, so der Ornithologe.

Mehr zum Thema:

Shownotes
Forderung des Naturschutzbundes
"Die Zahl von Katzen zu reduzieren, wäre sehr sinnvoll"
vom 31. August 2018
Moderator: 
Martin Schütz
Gesprächspartner: 
​Lars Lachmann, Ornithologe beim Naturschutzbund