Der ganze Abend im Restaurant war eigentlich mies, aber wegen des super Desserts behalten wir ihn trotzdem in guter Erinnerung – kennt ihr diesen Effekt?

Der entsteht laut einer neuen Studie dadurch, dass unser Gehirn offenbar nach dem Motto "Ende gut, alles gut" funktioniert. Das heißt, es bewertet Erfahrungen mit einem positiven Ausgang im Nachhinein insgesamt als positiver - im Vergleich zu Erlebnissen mit nicht so schönen letzten Momenten. Das hat ein britisches Wissenschaftsteam in einem Experiment mit fast 30 Männern untersucht.

Den Probanden wurden auf einem Bildschirm zwei Gefäße gezeigt, aus denen Münzen mit unterschiedlichem Wert fielen. Danach sollten sie sagen, in welchem der beiden Töpfe der Gesamtwert der Münzen höher war. Es zeigte sich: Wenn am Anfang viele wertvolle Münzen aus dem Topf fielen, am Ende aber nur noch wertlose, dann schätzten die Probanden auch den Gesamtwert im Nachhinein geringer ein – und entschieden sich für den falschen Topf. Wenn dagegen am Ende mehr wertvolle Münzen kamen, schien der Gesamtwert den Probanden höher.

Die Forschenden warnen, dass dieser "Ende-gut-alles-gut"-Effekt unsere Erinnerung verfälschen kann. Das könne zum Problem werden, wenn wir anhand subjektiv bewerteter Erfahrungen Entscheidungen treffen, zum Beispiel bei einer politischen Wahl.

Die Forschenden empfehlen deshalb, sich bei wichtigen Entscheidungen die eigene Erinnerung nochmal analytisch anzusehen.

Bei dem Experiment wurde auch die Hirnaktivität gemessen. Die lieferte eine gute Erklärung für den "Ende-gut-alles-gut"-Effekt: Offenbar spielen bei der Bewertung von vergangenen Erlebnissen zwei Teile des Gehirns eine Rolle – die evolutionsgeschichtlich ziemlich alte Amygdala und die vordere Inselrinde. In der Amygdala wird laut den Forschenden sozusagen der objektive Wert einer Erfahrung abgespeichert, und die Inselrinde ist beteiligt an der Abneigung gegen negative Ausgänge einer Situation. Am Ende überdeckt dann in der Erinnerung die Aktivität in der Inselrinde weitgehend die in der Amygdala.