Trotz der Wahlschlappe macht die britische Premierministerin Theresa May weiter.

Von der Queen hat sie den Auftrag zur Regierungsbildung erhalten. Dabei zählt May auf die Unterstützung der nordirischen Democratic Unionist Party (DUP). Nach einem Treffen mit der Königin sagte sie, Großbritannien brauche jetzt Sicherheit, und sie werde den Willen des Volkes erfüllen, aus der EU auszutreten. Den Brexit-Zeitplan werde sie einhalten. "Now let's get to work", sagte sie. Später ließ sie dann noch bekannt geben, dass sie bei den wichtigsten Ministerposten keine Veränderung will, so sollen zum Beispiel der Außen-, Finanz- und Brexitminister unverändert bleiben.

Zusammen mit der DUP verfügen die Tories über eine knappe Mehrheit im britischen Unterhaus. May hatte bei der Wahl ihr Ziel verfehlt, die Mehrheit ihrer Partei auszubauen - für mehr Spielraum bei den Brexit-Verhandlungen mit der EU. Deutlich an Stimmen gewonnen hat die Labour-Partei. Sie kommt auf mehr als 40 Prozent und hat damit nur gut zwei Prozentpunkte weniger als die Konservativen. Labour-Chef Jeremy Corbyn forderte Premierministerin May auf, zurückzutreten. Und auch eine Abgeordnete aus ihrer eigenen Partei sagte, May solle ihre Position überdenken.

Europa besorgt

In der EU befürchten mehrere Politiker, dass sich das Wahlergebnisse in Großbritannien negativ auf die Brexit-Verhandlungen auswirken könnte. Der CDU-Europaabgeordnete Elmar Brok glaubt, dass es jetzt keinen Regierungschef mehr in Großbritannien gibt, der die Autorität hat, einen Kompromiss mit der EU auch durchs Parlament zu bringen. EU-Ratspräsident Donald Tusk warnt vor einem Brexit ohne Verhandlungen. Er sagte, man wisse zwar, wann die Verhandlungen abgeschlossen sein müssen - nicht aber, wann sie beginnen sollen. Der EU-Verhandlungsführer, Michael Barnier, reagierte dagegen gelassen. Er schrieb, dass die Verhandlungen losgehen könnten, wann immer Großbritannien bereit ist.

Viele in Großbritannien und im Ausland deuten das Wahlergebnis als Signal dafür, dass die meisten Briten keinen so harten Brexit wollen wie May. Auch ihr Wunsch-Partner DUP ist eher für einen weichen Brexit und will zum Beispiel die Grenze zwischen Nordirland und dem EU-Nachbarn Irland offen lassen.