Dass Augenzeugen oft unzuverlässig sind, das wissen Kriminologen schon seit Längerem.

In den USA allein sind in den letzten Jahren bis zu 250 Fälle bekannt geworden, in denen Unschuldige verurteilt wurden, weil sie von Augenzeugen oder Opfern als Täter identifiziert wurden. Eine Expertenkommission hat jetzt versucht herauszufinden, wie es zu solchen Fehlern kommen kann.

Sie sagt: Viele Augenzeugen erinnern sich an eine Tat oder einen Täter nur lückenhaft. Ihr Hirn füllt die Erinnerungslücken dann mit Vorurteilen. Zum Beispiel berichten Zeugen eines Banküberfalls oft, dass der Täter eine Waffe hatte - auch wenn das gar nicht der Fall war. Aber es gibt eben eine weit verbreitete Vorstellung, dass Bankräuber bewaffnet sind. 

Deutschlandfunk-Nova-Redakteur Tobias Jobke zu den Studien-Ergebnissen
Zum Einen sehen wir Dinge ungenau. Zum anderen verliert das Gesehene an Präzision, wenn es im Hirn abgelegt wird.

Außerdem verändern sich Erinnerungen im Laufe der Zeit, zum Beispiel wenn Zeugen immer wieder von einem Ereignis erzählen sollen, oder wenn ihre Aussage in Frage gestellt wird.

Die Experten raten deshalb, die Aussagen von Augenzeugen vor Gericht mit Vorsicht zu genießen und möglichst nur die erste Aussage eines Zeugen als Beweismittel zuzulassen.