Wer zu viel Alkohol getrunken hat, kriegt einen Filmriss - wer aber nach dem Lernen nur ein bisschen Alkohol trinkt, könnte dagegen sein Erinnerungsvermögen boosten.

Das hat eine Studie unter Laborbedingungen schon einmal festgestellt. Forscher der Universität Essex wollten jetzt wissen, ob das auch funktioniert, wenn die Leute zu Hause sind. Sie haben ihren knapp 90 Probanden die Aufgabe gegeben, bestimmte Wörter zu lernen. Die eine Hälfte sollte danach keinen Alkohol trinken, die Mitglieder der anderen Gruppe durften danach so viel trinken, wie sie wollten. Im Schnitt waren das rund vier große Bier. Am nächsten Tag wurde die Aufgabe dann noch einmal gemacht.

Das Ergebnis: Diejenigen, die etwas getrunken hatten, konnten sich am nächsten Tag besser an die neu gelernten Wörter erinnern, als diejenigen, die nichts getrunken hatten. Und der Effekt war umso größer, je mehr Alkohol sie zu sich genommen hatten. Woran genau das liegt, konnten die Forscher noch nicht festmachen. Sie haben aber eine Vermutung: Alkohol verhindert, dass man während des Trinkens neue Informationen lernt. Deshalb hat das Gehirn mehr Ressourcen, Informationen, die man vorher gelernt hat, im Langzeitgedächtnis abzuspeichern.

Tobias Jobke, Nachrichtenredakteur Deutschlandfunk Nova
Der genaue Zusammenhang ist noch nicht klar, also ob der Alkohol direkt oder indirekt aufs Gedächtnis wirkt. Die Forscher mutmaßen, dass der Alkohol den Tiefschlaf nach dem Trinken verlängert und kürzlich Gelerntes dadurch gefestigt wird.

Die Studie hat aber auch Schwachpunkte, auf die die Forscher zum Teil selbst hinweisen: Zum einen sind knapp 90 Teilnehmer keine sehr große Stichprobe. Von dieser hat auch nur die Hälfte nach dem Lernen Alkohol getrunken. Außerdem schauen sich die Forscher hier nur eine kurzfristige Wirkung von einmaligem Alkoholkonsum an und nicht die langfristigen Folgen.

Die Studie wurde im Fachjournal Scientific Reports veröffentlicht.