Ein internationales Forschungsteam hat zum ersten Mal ausgerechnet, wie sich die Kreditwürdigkeit von Staaten verändern würde, wenn man die Folgen der Klimakrise mit einberechnet.

Die Ratings, die von Agenturen vergeben werden, beeinflussen die Höhe der Zinsen, die ein Land zahlen muss, wenn es Schulden aufnimmt. Für 26 ärmere und Schwellenländer, die besonders abhängig sind von ihren ökologischen Ressourcen, wurde jetzt das erste "klimaintelligente" Kredit-Rating erstellt. Das Ergebnis: Die Hälfte der Staaten, etwa Bangladesch und Malaysia, müsste teils deutlich herabgestuft werden und deshalb Milliarden an zusätzlichen Zinsen zahlen. Sechs Länder, darunter Pakistan und Madagaskar, stünden dadurch kurz vor dem Bankrott. Die Forschenden fordern, dass die Ratingagenturen endlich mit einberechnen, welche Folgen die Umweltzerstörung für die Wirtschaft hat, um zu einer realistischen Einschätzung zu kommen. Gleichzeitig sollten Länder, die ihre Ressourcen schützen, bessere Kredite bekommen. Das gäbe Regierungen einen Anreiz, mehr in den Umweltschutz zu investieren.

Das Forschungsteam unter Leitung der Universität Cambridge hat sich an Simulationen der Weltbank orientiert. Darin werden die Auswirkungen des Klimawandels auf die Fischerei, die Produktion von Tropenholz und Vielfalt von Bestäubern untersucht. Die Folgen für die menschliche Gesundheit oder landwirtschaftlich genutzte Böden sind noch gar nicht eingerechnet.

Die Forschenden sagen: Volkswirtschaften, die auf Ökosysteme angewiesen sind, stehen vor der Wahl: Jetzt bezahlen, indem sie in die Natur investieren, oder später bezahlen durch höhere Kreditkosten und steigende Schulden. Die zweite Option sei aber viel riskanter und habe kaum Potenzial.