DrogenmarktDas Kokain-Paradox: Hohe Reinheit, trotzdem billig
Kokain wird immer reiner, aber nicht teurer. Wie kann das sein? Gregor und Marcus verfolgen die Lieferketten des weißen Pulvers – vom Antwerpener Hafen bis in die Bahnhofsviertel dieser Republik.
Kokain? Das ist doch eigentlich eine Droge der Reichen und Schönen. Dieses Klischee stimmt immer weniger mit der Realität überein. Der Preis für eine Line Koks bewegt sich derzeit, je nach Dosis, zwischen schätzungsweise vier bis sechs Euro.
"Eine Line kostet heute so viel wie ein Weizenbier"
Daten der Europäischen Drogenagentur EUDA weisen darauf hin, dass die Straßen- und Großhandelspreise für Kokain seit Jahren stabil sind, während sich die Reinheitsgrade seit 2011 mehr als verdoppelt haben. Das spüren auch die Konsumenten.
"Es ist sehr hochprozentiges Koks, was unterwegs ist."
Unseren Hosts Gregor Lischka und Marcus Wolf kam das komisch vor. Schließlich wird Kokainhandel auf dem Schwarzmarkt gehandelt, der vermeintlich anderen Gesetzen folgt als legale Märkte.
"Die Strafverfolgung spielt beim Kokainpreis nur eine untergeordnete Rolle. Es geht wie auf jedem anderen Markt vor allem um Angebot und Nachfrage."
Die seit Jahren zuverlässig steigende Nachfrage nach Kokain in Europa sorgt augenscheinlich dafür, dass der Anbau in Südamerika ausgeweitet wird. Dieses Angebot strömt auf den europäischen Markt. Hier sorgt der Wettbewerb unter Dealern dafür, dass die Reinheit des Kokains steigt. Hinzu kommt: "Der Schmuggel von Kokain ist relativ einfach möglich", sagt Helena Barop.
Wie Kokain den Markt flutet
Wie schwierig es ist, im Dickicht globaler Warenströme versteckte Kokain-Lieferungen zu finden, zeigt sich im Hafen von Antwerpen – einem der wichtigsten Einfallstore für Kokain nach Europa. In dem Kokaingeschäft steckt so viel Geld, dass Korruption am Hafen immer wieder ein Thema ist.
"Bei uns im Team gibt es eine gewisse Paranoia, weil man nie weiß, ob jemand am Hafen vom Kartell bezahlt wird oder nicht."
Vor allem aber ist das Problem: Die Zollbeamten können Container nur stichprobenartig kontrollieren und stehen unter enormem Zeitdruck, weil sonst die gesamte Hafenlogistik ins Stocken geriete. Die Folge: Kokain strömt in rauen Mengen auf den europäischen Markt.
Keine Lösung in Sicht
Die Historikerin und Autorin Helena Barop hält die bisherigen Versuche, den Handel mit Kokain zu stoppen, größtenteils für gescheitert. Sie plädiert für eine Legalisierung des Markts, um der organisierten Kriminalität die Geschäftsgrundlage zu entziehen.
Warum es bei sich beim Kokain-Schmuggel außerdem eher um Liefernetzwerke als um Lieferketten handelt, was euer Bananenkonsum mit dem Kokain-Preis und was die Wirtschaftspolitik der Taliban mit dem Crack-Konsum in Frankfurt am Main zu tun hat, das erfahrt ihr in dieser Folge von What the Wirtschaft?!
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