SpionageWie feindliche Drohnen geortet und abgewehrt werden können
Vermehrte Drohnensichtungen über deutschen Flughäfen oder militärischen Einrichtungen werfen Fragen auf: Wie effektiv sind Drohnen als Spionageinstrument? Und wie können – und dürfen – sie ausgeschaltet werden?
Zuerst war Dänemark betroffen, dann auch Norwegen, Schweden, Großbritannien oder Deutschland: Drohnenflüge über kritischer Infrastruktur wie Flughäfen führten zu Unsicherheit und jeder Menge Fragen.
Bisher gibt es zwar keine Beweise, doch deutsche und ausländische Geheimdienste vermuten, dass Russland hinter den Drohnenflügen steckt.
Spionage mit Drohnen
Schon handelsübliche Drohnen ohne militärischen Hintergrund sind durchaus in der Lage, kritische Infrastruktur auszuspähen, sagt Hartmut Fricke, Professor für Technologie und Logistik des Luftverkehrs an der Technischen Universität Dresden (TUD).
"Man muss jede Drohne als potenzielle Gefahr einstufen."
Mit hochauflösenden Kameras liefern sie aus etwa 40 bis 50 Metern Höhe exakte Bilder, die es erlauben, Gebiete zu kartografieren. Dabei sind die Drohnen so klein, dass sie von vielen Radargeräten nicht erfasst werden, so Fricke, der sich seit über 20 Jahren mit den Sicherheits- und Steuerungsprozessen im Luftverkehr befasst. Die Flugsicherung an Flughäfen habe bisher nur nach größeren Objekten geschaut.
"Die Radargeräte sind nicht angepasst an diese neue Aufgabe."
Dass nachgebessert werden muss, ist schon lange bekannt, sagt Fricke: Im Jahr 2020 habe man in einem Aktionsplan zur unbemannten Luftfahrt bereits entsprechende Ziele formuliert, die aber bis heute nicht umgesetzt wurden, bemängelt der Experte.
Technisches Nachrüsten an Flughäfen nötig
Um im Ernstfall schnell und effektiv handeln zu können, fehle den Luftsicherheitsbehörden und Flugplatzbetreibern die technische Ausrüstung.
"Jetzt müssen wir schnell handeln und in der Tat Geräte einrüsten, die vom Frequenzbereich im Hoch-Gigahertzbereich liegen und kleine Objekte bis zu 20 cm erfassen."
Nach Plänen der schwarz-roten Regierung soll noch in diesem Jahr ein Drohnenabwehrzentrum von Bund und Ländern in Betrieb genommen werden. Bundesinnenminister Dobrindt (CSU) will außerdem das Luftsicherheitsgesetz ändern, um bei der Drohnenabwehr den Einsatz der Bundeswehr im Inneren zu ermöglichen.
Abschuss von Drohnen birgt Risiken
Ob eine Drohne abgeschossen werden soll, muss aber immer sehr genau abgewägt werden, betont Fricke. Denn durch herabfallende Trümmer können Menschen verletzt werden. Und falls die Drohne eine Sprengladung besitzt, natürlich erst recht.
Prinzipiell gebe es zwei etablierte Techniken im militärischen Bereich, um gefährliche Drohnen unschädlich zu machen, sagt Fricke:
- Man könne die Sensorik feindlicher Drohnen mit einem sehr starken Laser so stören, dass sie quasi "blind" werden
- Mit gezielt ausgerichteten Radarwellen könne man Drohnen auch detektieren und eliminieren
Rechtssicherheit muss gewährleistet sein
Derzeit steht Deutschland bei der Sicherung des Luftraums schwach da, sagt der Sicherheitsexperte Christian Mölling. Nicht nur technisch müsse man nachrüsten, vor allem müsse man die bisherigen Zuständigkeiten hinterfragen.
"Wir müssen vor allem die Frage klären: Wer darf denn wann eigentlich abschießen?"
Auch wenn es nicht immer nötig sei, Drohnen abzuschießen, brauche man für diesen Fall zentrale Regelungen, die für ganz Deutschland gelten, meint Mölling. Zudem müsse die Rechtssicherheit für alle Akteure gewährleistet sein - egal ob Landes-, Bundespolizei oder auch Bundeswehr.