ErnährungWarum heute mehr Männer Diät machen
Lange Zeit hatten vor allem Frauen das Gefühl, eine Diät machen zu müssen. Heute ist das anders. Auch viele Männer wollen schlank und fit sein. Warum? Und was hat Social Media damit zu tun? Das erklärt Geschlechterforscherin Corinna Schmechel.
"Für mich bitte nur einen Salat" oder "Danke, ich hab' schon gegessen" – das sind die klassischen Diät-Sprüche, die viele von uns mit Frauen verbinden. Lange galten Schlankheitsnormen auch nur für Frauen. Mittlerweile ist schlank sein jedoch zu einem Ideal für alle Geschlechter geworden, sagt Corinna Schmechel, Geschlechterforscherin an der Uni Göttingen.
"Fitness ist ein allumfassendes Körperideal geworden – nicht nur für Frauen, auch für Männer. Alle sollen fit sein, alle sollen schlank sein."
In ihrem Vortrag zeigt Corinna Schmechel, wie sich Diäten und Schlankheitsnormen seit der Antike verändert haben. Dass heute auch Männer ihren Körper vermessen und Diäten machen, liegt auch an der Digitalisierung, erklärt sie. Denn wenn Männer mit Fitness-Apps den eigenen Körper formten, werde der Körper zum Projekt. "Digitalisierung ist ein Vermännlichungsmotor", so die Geschlechterforscherin.
Digitale Selbstvermessung des "richtigen Mannes"
Ein weiterer Grund sei die sogenannte Krise der Männlichkeit, erklärt die Geschlechterforscherin. Weil unsere Geschlechtervorstellungen sich verändern, ist nicht mehr so klar, was man tun müsse, um ein "richtiger Mann" zu sein. Wenn Männer ihren Körper tracken und zu einem wissenschaftlichen Projekt machen, ist das eine Möglichkeit, wieder Sicherheit über die eigene Männlichkeit zu gewinnen, sagt Corinna Schmechel.
"Die Selbstvermessung wird männlich dadurch, dass sie digitalisiert wird. Und dadurch, dass sie ausgeweitet wird auf männlich konnotierte Bereiche wie sportliche Leistungsfähigkeit."
Und wenn ihr schon immer mal verstehen wolltet, was gouvernementale Biopolitik nach Michel Foucault ist, dann hört euch unbedingt diesen Vortrag an. Corinna Schmechel erklärt das in ihrem Vortrag nämlich sehr anschaulich.
Corinna Schmechel ist Geschlechterforscherin an der Uni Göttingen. Ihren Vortrag "Real men don't diet? – Geschlechterverhältnisse im Kontext von Selbstvermessung und Ernährung" hat sie am 5. Juni 2025 im Rahmen der Ringvorlesung "Well-Being in und durch virtuelle Welten" an der Ruhr-Universität Bochum gehalten. Organisiert wurde die Reihe vom Sonderforschungsbereich "Virtuelle Lebenswelten".