FachkräftemangelAusländische Auszubildende: In vielen Branchen ein Glücksfall
Die Zahl der Auszubildenden geht seit Jahren zurück. Der Fachkräftemangel in Deutschland ist groß. Rund 70.000 Ausbildungsplätze sind aktuell unbesetzt. Ohne die vielen ausländischen Auszubildenden wären 2024 weit mehr Stellen frei geblieben.
Sie kommen aus Vietnam, Nigeria und Mexiko und sind ein Glücksfall für die deutsche Wirtschaft. Den größten Anteil der ausländischen Azubis machen Menschen aus der Ukraine und aus Syrien aus. Viele Geflüchtete, die in den letzten Jahren gekommen sind, haben Kinder, die nun in Deutschland die Schule abschließen, erklärt unsere Reporterin Luise Sammann.
Laut Bundesagentur für Arbeit kommen aktuell rund 240.000 Auszubildende aus dem Ausland und besitzen keinen deutschen Pass. Das sind ungefähr 15 Prozent aller Azubis in Deutschland.
"Ich bin hier angekommen, ich konnte die Zeit nehmen, um die Sprache zu lernen, dann hatte ich auch die Zeit, mich umzugucken, was es gibt, welche Berufe und welche Ausbildungen es gibt."
Würden Menschen wie die Mexikanerin Luna Fernanda nicht gezielt nach Deutschland kommen, um die Sprache zu lernen und eine Ausbildung zu beginnen, wären wohl weit mehr Ausbildungsstellen unbesetzt. Luna Fernanda sagt, dass sie sich Zeit nehmen konnte, um sich über mögliche Ausbildungen zu informieren. Sie entschied sich dann für einen Ausbildungsplatz zur Tierpflegerin.
Die Zahl der Auszubildenden ist in Deutschland stark rückläufig, von Jahr zu Jahr bleiben mehr Stellen unbesetzt. Umfragen in Unternehmen zeigen außerdem, dass deutsche Auszubildende zunehmend unmotiviert oder auch nicht ausreichend qualifiziert sind.
Drittstaatler und EU-Bürger: Unterschiedliche Voraussetzungen für Ausbildungsplätze
Je nachdem, woher Ausbildungsplatzsuchende kommen, müssen sie unterschiedliche Voraussetzungen erfüllen. EU-Bürger*innen können sich zum Beispiel ohne weiteres für eine Ausbildung in Deutschland bewerben.
Bei Menschen aus Drittstaaten ist es etwas komplizierter: Sie machen rund 80 Prozent der ausländischen Azubis aus und müssen zunächst nachweisen, dass sie die finanziellen Mittel für ein Leben in Deutschland und die Zusage für einen Ausbildungsplatz haben.
Vorrangprüfung ist weggefallen
Seit der Reform des Fachkräfte-Einwanderungsgesetzes vor vier Jahren ist das Prozedere ein wenig vereinfacht worden: Es gibt zum Beispiel keine Vorrangprüfung mehr. Früher wurde immer erst geprüft, ob für den Ausbildungs- oder Arbeitsplatz Bewerbungen aus Deutschland oder der EU vorliegen. Außerdem können Ausländer*innen ein Visum bekommen, um hier erst mal nach einer Lehrstelle zu suchen.
"In der Vergangenheit gab es Studien, die gezeigt haben, dass Bewerber mit Migrationshintergrund, also auch solche mit einem deutschen Pass, es deutlich schwerer haben, eine Lehrstelle zu finden."
Verschiedene Studien haben gezeigt, dass es Menschen mit Migrationshintergrund bei Benotungen in der Schule, bei der Wohnungs- und Azusbildungs- oder Arbeitsplatzsuche schwerer haben, sagt unsere Reporterin Luise Sammann.
Dennoch steigt die Zahl. Besonders in den Gesundheitsberufen, in der Kfz-Branche oder im Baugewerbe arbeiten immer mehr ausländische Auszubildende. 2014 hatten 7 Prozent der Auszubildenden keinen deutschen Pass. 2024 waren es 15 Prozent. Die Tendenz ist weiter steigend.