Gaza-VerhandlungenIsrael und die Angst vor der Hoffnung
Zwei Jahren dauert der Gaza-Krieg nun an. Tausende sind gestorben – auf beiden Seiten. Die Autorin Sarah Levy über den traumatischen Hamas-Angriff, palästinensisches Leid und Gleichgültigkeit in Israel.
Vor zwei Jahren, am 7. Oktober 2023, hat die Terrororganisation Hamas Israel angegriffen. Dabei wurden etwa 1.200 Menschen in Israel getötet. Die Hamas entführte mehr als 236. 48 von ihnen sind noch in Hamas-Gefangenschaft, manche dieser restlichen Geiseln sind offenbar bereits tot.
Seit dem Angriff 2023 führt Israel in Gaza Krieg. Nach palästinensischen Angaben sind dort über 60.000 Menschen getötet und mehr als 148.000 verwundet worden (Stand Juli 2025). Unabhängig prüfen lassen sich die Zahlen nicht, sie unterscheiden nicht zwischen Zivilisten und bewaffneten Kämpfern.
Palästinensisches Leid als Nebensache
In Israel steht das Schicksal der Geiseln im Vordergrund. "Das palästinensische Leid spielt einfach keine große Rolle hier im Diskurs", sagt die Autorin Sarah Levy. Sie lebt mit ihrer Familie in Israel. In ihrem Buch "Kein anderes Land" thematisiert sie die Spaltung des Landes.
"Mein Schwager hat mich als Verräterin bezeichnet, weil ich ein Video geteilt habe, wo Protestierende in Israel Fotos von getöteten palästinensischen Kindern hochhalten."
Einerseits beobachtet sie In Israel Gleichgültigkeit, Abgrenzung und Hass gegenüber palästinensischem Leid. Andererseits ist vom 7. Oktober 2023 ein großer Schmerz, ein tiefes Trauma geblieben, sagt sie, ein Trauma das nicht überwunden ist.
Angstvoller Blick auf die Verhandlungen
Manche ihrer Verwandten und guten Freunde in Israel wüssten nicht einmal, wie viele Menschen in Gaza getötet wurden und ließen keine richtige Kritik am Verhalten der Armee zu. Sarah Levy führt das auch darauf zurück, dass beinahe alle Israelis in der Armee militärisch ausgebildet werden. Sie sagt über diese Gespräche: "Manchmal diskutiere ich. Manchmal streite ich. Manchmal weine ich."
"Fast jeder Mensch war hier bei der Armee. Da ist es ganz schwer zu sehen, dass da vielleicht auch Dinge passieren, die nicht in Ordnung sind."
Die Gespräche zwischen der Hamas und Israel in Ägypten werden ängstlich beobachtet, berichtet die Autorin. Zu häufig in den vergangenen zwei Jahren sei ein Friedensabkommen in Aussicht gewesen und dann entweder von der israelischen Regierung oder von der Hamas torpediert worden.
"Wir haben alle große Angst vor der Hoffnung. Die Menschen haben wirklich Angst, dass es diesmal nicht klappen könnte."
Unser Bild vom 27. Juni 2025 zeigt eine Taube im Flug über den Überresten der Behausung einer palästinensischen Familie in Masafer Yatta, südlich von Hebron in der West Bank, zerstört von israelischen Siedlern.