GeheimdienstDie Gründung des Bundesnachrichtendienstes

Für die USA ist der Bundesnachrichtendienst zunächst vor allem ein "Horchposten" im Kalten Krieg. Schon seit Ende des Zweiten Weltkriegs agiert mit Unterstützung der USA die "Organisation Gehlen": der Vorläufer des BND.

Es soll als ein Akt der wenigstens zum Teil wiedererlangten Souveränität der jungen Bundesrepublik Deutschland sein, als das Kabinett von Bundeskanzler Konrad Adenauer im Juli 1955 den Beschluss fasst, einen Auslandsnachrichtendienst zu gründen.

Aber es passt wohl eher ins Kalkül der USA, dass die Bundesrepublik an der Nahtstelle des Kalten Krieges mit der innerdeutschen Grenze zum anderen, sozialistischen deutschen Staat, ein "Horchposten" an vorderster Front und damit zu einem wichtigen Teil der Konfrontation zwischen Ost und West wird.

Die "Organisation Gehlen"

Dabei spielt den US-Amerikanern ein weiterer Umstand in die Karten, denn mit ihrer Unterstützung agiert schon seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs die "Organisation Gehlen" als eine Art Vorläufer des BND. Namensgeber und Chef der Organisation ist Reinhard Gehlen, der in der NS-Wehrmacht die Spionageabteilung "Fremde Heere Ost" im Oberkommando der Wehrmacht geleitet hat.

Dabei sind Gehlen allerdings eine Reihe von schwerwiegenden Fehleinschätzungen unterlaufen, die ihn eigentlich für die Leitung einer Spionagebehörde diskreditiert hätten.

Die USA haben Zugriff auf den BND

Aber die "Organisation Gehlen" arbeitete unter US-amerikanischer Aufsicht und als diese Organisation 1955 in den neuen BND integriert und Reinhard Gehlen zum Chef der neuen Behörde ernannt wird, haben die Amerikaner durch ihre Zusammenarbeit mit der "Organisation Gehlen" seit 1945 direkten Zugang und Zugriff auf den BND.

Insofern hat die Gründung eines Auslandsspionagedienstes 1956 mit Souveränität für die junge Bundesrepublik wenig zu tun.

Ihr hört außerdem in Eine Stunde History:

  • Der Historiker Klaus-Dietmar Henke hat eine Biografie über Reinhard Gehlen geschrieben und erläutert das Wirken des ersten BND-Chefs
  • Der langjährige BND-Mitarbeiter Bodo Hechelhammer beschreibt die Rolle des BND im Kalten Krieg
  • Der Politikwissenschaftler und Leiter der Spionageabwehr des Berliner Verfassungsschutzes Helmut Müller-Enbergs berichtet über Rolle und Aufgaben des BND heute
  • Der Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte Dr. Matthias von Hellfeld schildert die Anfänge des BND in den 1950er-Jahren
  • Deutschlandfunk-Nova-Reporter Matthis Jungblut befasst sich mit dem BND, der zumindest am Anfang sehr viele "braune Wurzeln" hatte

Hinweis: Im Audio heißt es, Pullach, der Ort des ehemaligen BND-Hauptsitzes (1956 bis 2019), liege in Hessen. Das ist falsch. Pullach liegt bei München – und ist heute immer noch ein wichtiger Standort des BND.