FestivalstudieFestivals: Wandel ja, Sterben nein
135 Festivals könnten in den kommenden Jahren wegfallen – vor allem kleinere. Doch auch die Zahl der Neugründungen ist erheblich. Eine aktuelle Branchenstudie erlaubt einen statistischen Blick auf die bewegliche Festivallandschaft in Deutschland.
Rund 1.800 Festivals finden regelmäßig in Deutschland statt. 1.350 davon im Bereich Popkultur. 62 Prozent dieser Gruppe von Veranstaltenden erwarten, dass ihre Popfestivals wieder stattfinden werden. Das ist eine Erkenntnis der 130-seitigen Festivalstudie. Für sie haben die Initiative Musik gGmbH, die Bundesstiftung LiveKultur und der Deutsche Musikrat gGmbH Veranstaltende befragen lassen. Die Ergebnisse haben sie am 09.09.2025 veröffentlicht.
Ängste und Neugründungen
"Die Studie ist repräsentativ und zeigt: Wir stehen nicht vor dem großen Festivalsterben", sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Daniel Vogrin. Sogar 18 Prozent geben an, sich nach oder während der Covid-Pandemie gegründet zu haben, betont Stephan Schulmeistrat. Er ist Leiter des Deutschen Musikinformationszentrums und war an der redaktionellen Arbeit für die Befragung beteiligt.
"18 Prozent der untersuchten Festivals haben sich neu gegründet nach oder in Corona. Und das ist eine beachtliche Zahl, vor allem übrigens im Bereich Elektro."
Doch etwa 37 Prozent der Popfestivals sind unsicher, ob ihre Veranstaltung erneut stattfinden wird und 10 Prozent davon fürchten, dass ihr Festival nicht wiederkommt. Das sind immerhin rund 135 Festivals aus der Popkultur, die wir verlieren könnten, erklärt Daniel Vogrin.
"Und je kleiner die Festivals, desto größer sind auch die Sorgen."
Der häufigste Grund für das Ende von Festivals ist der Wegfall von Förderung. Im Festival Förderfond der Initiative Musik standen mal fünf Millionen Steuergelder jährlich zur Verfügung, sagt Daniel Vogrin. Für das Jahr 2026 hat die Regierung noch rund zwei Millionen eingeplant (Stand 02.10.2025).
Viele Festivals, kleine Gewinne
Ein Ergebnis der Befragung ist, dass die meisten Festivals keine großen Gewinne machen. 77 Prozent der befragten Festivals in Deutschland geben an, Non-Profit-Festivals zu sein. Freiwillige also ehrenamtliche Helfer sind eine der größten Stützen.
"79 Prozent der Festivals bauen wesentlich auf Ehrenamt. Ohne das Ehrenamt würden viele dieser Formate nicht mehr existieren, und zwar gerade im nicht-urbanen Raum."
Insgesamt klagen die Veranstaltenden über steigende Kosten. "Es ist alles teurer geworden. Die Ticketpreise kannst du aber nicht im gleichen Maße anheben", sagt Daniel Vogrin. Gagen sind dabei der größte Kostenfaktor. Die eigenen Solo-Shows von Künstler*innen stehen grundsätzlich auch in Konkurrenz zu den Festivals.
Für Newcomer*innen sind Festivals allerdings unersetzlich, findet Daniel Vogrin und sagt: "Fast die Hälfte der Acts auf Festivals sind Newcomer*innen."