InnenstadtWelche Geschwindigkeit beim Gehen nervt
Wie schnell darfst du gehen – und wirst du bald beim Rennen geblitzt? In der Slowakei sorgte ein Gesetzentwurf für ein Tempolimit auf Gehwegen für Verwirrung. Jetzt ist klar: Geblitzt wird niemand – doch wann wird Gehen eigentlich zum Aufreger im Alltag?
Gelten soll das neue Gesetz ab 01.01.2026 – und nur für E-Scooter, Fahrräder und Inlineskates. Fußgänger sind damit ausdrücklich nicht gemeint. Trotzdem löste die Debatte eine andere Frage aus: Wie schnell oder langsam darf man eigentlich gehen, ohne andere zu nerven?
Deutschlandfunk-Nova-Reporter Jan Dahlmann ist dieser Alltagsfrage nachgegangen. Er selbst zählt sich zu den Schnellgehern – und merkt im Gespräch mit Passantinnen und Passanten schnell: Die Geduld auf Bürgersteigen ist begrenzt.
"Am meisten nervt mich, dass manche so langsam gehen und den Weg blockieren, ohne Rücksicht auf andere."
Viele, so Dahlmann, beklagen sich eher über Bummelnde als über Eilige. Einige würden sogar sagen, dass langsames Gehen im Berufsverkehr fast provozierend wirken könne. Gleichzeitig äußern viele Verständnis für ältere Menschen oder Personen mit Beeinträchtigungen, die nun einmal nicht schneller können.
"Ich finde es schrecklich, wenn Leute zu dritt nebeneinander laufen und man mit dem Hund nicht vorbeikommt. Dann bittet man um Platz und wird auch noch blöd angeguckt."
Für Jan Dahlmann zeigen solche Aussagen, wie sensibel das Thema Alltagsbewegung ist: Die meisten Menschen wollen einfach flüssig vorankommen – und sind schnell genervt, wenn andere das verhindern, selbst wenn sie dafür gute Gründe haben.
Regeln oder Rücksicht?
Als er die Leute fragt, ob es klare Regeln fürs Gehen geben sollte, kommt meist dieselbe Antwort: lieber nicht – aber ein bisschen Ordnung könne nicht schaden.
"Wenn alle rechts gehen und links überholt wird, wäre vielen geholfen."
Die Idee, auf dem Gehweg ähnliche Prinzipien wie im Straßenverkehr einzuführen, findet unser Reporter interessant – nicht als Gesetz, sondern als ungeschriebene Etikette. Viele wünschen sich einfach mehr Achtsamkeit: ein kurzer Blick über die Schulter, ein Schritt zur Seite, wenn jemand vorbei will.
"Man sollte einfach merken, wenn es hinter einem jemand eilig hat – mehr Umsicht würde viel Ärger vermeiden."
Jan Dahlmann beobachtet: Die allermeisten Menschen lehnen starre Vorgaben ab. Stattdessen wünschen sie sich ein besseres Miteinander – ähnlich wie auf Rolltreppen, wo sich das Prinzip "rechts stehen, links gehen" irgendwann einfach eingebürgert hat.
Wie schnell gehen wir eigentlich?
Erwachsene bewegen sich beim Gehen im Schnitt mit etwa fünf Kilometern pro Stunde vorwärts – also etwa so schnell beziehungsweise langsam wie ein sehr gemütlicher Fahrradfahrer in der Stadt. Unterschiede gibt es nach Alter, Fitnesszustand und Umgebung. Auf Asphalt läuft man zudem naturgemäß schneller als etwa auf Waldwegen.
"Profis schaffen 20 Kilometer in gut 1:17h – das sind bis zu 15 km/h. Aber solche Geher*innen triffst du selten auf dem Gehweg."
Während in der Slowakei bald E-Scooter und Radfahrende eingebremst werden, ist in Deutschland vor allem eines gefragt: Rücksichtnahme statt Regulierung.
"Die Leute sagen: Tempolimit braucht’s nicht, aber ein bisschen Ordnung oder gemeinsame Regeln – das wäre praktisch"