KiffenHöherer THC-Gehalt im Cannabis erhöht Risiko für Psychosen

Lachflashs, Entspannung, Müdigkeit – das sind typische und meist harmlose Effekte von Cannabis. Doch Kiffen kann auch schwerwiegende Folgen für unsere Psyche haben. Das liegt vor allem daran, dass der THC-Gehalt in den vergangenen Jahrzehnten stark gestiegen ist.

Seit dem Herbst 2024 ist Kiffen in Deutschland legal. Ein Argument der Befürworter: Alkohol ist ja auch legal, aber insgesamt viel schlechter für die Gesundheit und die Gesellschaft. Doch zur Wahrheit gehört auch: Kiffen kann ebenfalls ein Risiko für die körperlich und psychische Gesundheit sein. Forschende haben nun eine Zusammenfassung mit den bisher bekannten Erkenntnissen zum Risiko von Cannabiskonsum veröffentlicht.

Höheres Risiko vor allem für junge und regelmäßige Konsument*innen

Auf den Punkt lässt sich das so bringen, sagt Ann-Kathrin Horn von den Deutschlandfunk Nova Wissensnachrichten: "Kiffen ist in den letzten Jahrzehnten gefährlicher geworden, weil der THC-Gehalt richtig stark gestiegen ist." Die Forschenden schreiben außerdem, dass Kiffen unter bestimmten Umständen dazu führt, dass Menschen eher eine Psychose bekommen, aus der sich dann auch Schizophrenie entwickeln kann.

"Über spezielle Züchtungsmethoden kriegst du mehr THC in die Cannabispflanze."
Ann-Kathrin Horn, Deutschlandfunk Nova Wissensnachrichten

Die Forschenden haben ihre Untersuchung in Kanada durchgeführt. Dort ist der THC-Wirkstoffgehalt im Cannabis in den vergangenen 20 Jahren stark angestiegen. Anfang der 2000er-Jahre lag er durchschnittlich bei vier Prozent, inzwischen beträgt er 20 Prozent.

THC-Wirkstoffgehalt für Deutschland

In Deutschland liegt der THC-Gehalt bei getrockneten Cannabisblüten im Schnitt bei ungefähr 14 Prozent, bei Cannabisharz, also gepresstem Haschisch, bei ungefähr 20 Prozent. Das geht aus Angaben des Zolls und der Polizei hervor, die den THC-Gehalt regelmäßig bei beschlagnahmtem Cannabis messen.

"Die Pflanzen haben heutzutage mehr THC, weil die Leute eine stärkere Wirkung oder mehr Wirkung in einer kleinen Portion wollen."
Ann-Kathrin Horn, Deutschlandfunk Nova Wissensnachrichten

Grundsätzlich sagen die Forschenden, dass das Risiko für Psychosen durch Kiffen eher niedrig ist. Es betreffe gerade mal ein halbes Prozent der Menschen, die kiffen. Dennoch gebe es Risikofaktoren, die nicht zu unterschätzen seien:

  • regelmäßiges Kiffen, beispielsweise mehrmals pro Woche kiffst
  • hoher THC-Gehalt
  • junges Alter

Wirkung von Cannabis aufs junge Gehirn

Tatsächlich befindet sich das menschliche Gehirn bis ungefähr Mitte 20 in der Entwicklung, erklärt Ann-Kathrin Horn. In der Zeit vernetzen sich im Gehirn einzelne Strukturen noch in hohem Maße miteinander. THC kann diese Vernetzung beeinflussen. Und das wiederum kann zu Psychosen und Schizophrenie führen, also innere Unruhe, Halluzinationen und Wahnvorstellungen.

"Bei jungen Menschen kann Kiffen das Gehirn so verändern, dass sie anfälliger für eine Psychose und für Schizophrenie sind."
Ann-Kathrin Horn, Deutschlandfunk Nova Wissensnachrichten

Allerdings gehen Mediziner*innen davon aus, dass es bei den meisten Menschen klappt, die Psychosen oder eine Schizophrenie wieder in den Griff zu kriegen. Das hat Andreas Bechdolf, Chefarzt für Psychiatrie vom Vivantes Klinikum in Berlin, dem rbb gesagt, der ebenfalls über die schwerwiegenden Folgen von Cannabis berichtet hat. Allerdings sollte man erste Warnzeichen – wie Unruhe und Anspannung – ernst nehmen und dann sofort aufhören zu kiffen.

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