Das perfekte Buch für den Moment ...… wenn dich deine Bildschirmzeit erschreckt

"Am Samstag gehen die Mädchen in den Wald und jagen Sachen in die Luft" von Fiona Sironic handelt von weiblicher Wut und einer Zukunft, in der das digitale Leben alles übertrumpft. Der Roman stand auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises 2025.

Vögel, die wir als heimisch in Deutschland und Mitteleuropa kennen, sind weg. Entweder, weil es hier zu heiß für sie geworden ist, sie keine Nahrung finden, oder ihre Population so sehr zurückgegangen ist, dass man sie kaum noch sieht.

Listen über ausgestorbene Vogelarten

Nicht wenige Vogelarten sind ausgestorben. Also: Für immer weg. Manche von ihnen, den Buntspecht zum Beispiel, kennt Era nur aus dem digitalen Archiv. Era liebt Vögel. Sie beobachtet sie. Sie füttert sie. Die, die noch da sind, versteht sich. Und sie dokumentiert das Aussterben der Arten in ihren Tagebüchern – in Listen.

"Und Era versinkt im Schauen von Streams. Alles wird heutzutage gestreamt."
Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Lydia Herms über den Roman "Am Samstag gehen die Mädchen in den Wald und jagen Sachen in die Luft" von Fiona Sironic

Lineares Fernsehen oder Radio ist längst Geschichte: Auf dem Kanal "Foamo" ist Era regelmäßig unterwegs. Foamo ist ein Wortspiel aus dem englischen Wort Foam für Schaum und der Abkürzung Fomo: Fear Of Missing Out, auf Deutsch: die Angst, etwas zu verpassen.

Jeden Samstag geht der Stream online

Jeden Samstag sieht Era darin zwei Mädchen. Sie sind verpixelt und in einem Wald. Die beiden sind vielleicht so alt wie Era, schwer zu sagen. Jeden Samstag jagen sie Sachen in die Luft. Und jeden Samstag hört Era erst den Rumms im Livestream und dann einen zweiten Rumms kurz darauf, wie ein dumpfes Echo.

Era will dabei sein

Es dauert, bis Era versteht, dass das doppelte Rumsen kein Fehler in der Tonaufnahme ist. Sie begreift es, als ihre Mutter sie an einem Samstag auffordert, mal rauszugehen, weil die Sonne scheint. Era weiß, dass ihre Mutter gerade sehr unter Druck steht. Also tut sie ihr den Gefallen.

Mit den Kopfhörern auf den Ohren stapft sie lustlos durch den Wald. Plötzlich hört sie das Geräusch wieder. Und dann sieht zwei Mädchen, unverpixelt. Es sind zwei Schwestern, die Era aus der Schule kennt.

Maja ist so alt wie sie, Merle jünger. Sie lassen eine Festplatte in die Luft gehen, sie hüpfen und lachen. Era sieht Maja an. Und Eras Körper reagiert sofort. Sie weiß: Hierbei will sie mitmachen.

Das Buch:

"Am Samstag gehen die Mädchen in den Wald und jagen Sachen in die Luft" von Fiona Sironic, Ecco, 205 Seiten, Hardcover: 23 Euro, eBook: 18,99 Euro, ein Hörbuch gibt es auch, gelesen von Carolin Haupt, Laufzeit: 5h45; Erscheinungstermin: 25.03.2025

Die Autorin:

Fiona Sironic (*1995 in Neuss) studierte Sprachkunst, Kreatives Schreiben und Gender Studies in Hildesheim und Wien, wo sie inzwischen als freie Schriftstellerin lebt. Sie gibt Workshops und beschäftigt sich in ihrem journalistischen Schreiben mit digitalen Spielen. Für ihre literarischen Texte erhielt Sironic diverse Preise, Stipendien und Nominierungen.

Sie war beispielsweise nominiert für den Wortmeldungen Förderpreis, gewann den Open Mike 2019 und erhielt sowohl das Arbeits- als auch das Startstipendium des BMKÖS, war außerdem Stipendiatin des Klagenfurter Literaturkurses und der Kölner Schmiede und erhielt im Rahmen des Deutschen Preises für Nature Writing 2024 eines der Werkstatt-Stipendien für einen Auszug aus ihrem Debütroman.

"Am Samstag gehen die Mädchen in den Wald und jagen Sachen in die Luft" stand auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises 2025.