Das perfekte Buch für den Moment...…wenn du die Tür hinter dir schließen willst

"Schau rein", sagt Elenita. Vor Esperanza steht ein Glas mit heißem Wasser. Sie schaut – konzentriert, gespannt. Doch sie sieht nur Luftblasen. Elenita bleibt gelassen, schlägt drei Kreuze und legt Karten: Männer auf Pferden, weinende Frauen, leere Kelche. Während im Hintergrund ein Bugs-Bunny-Film läuft, liegt für Esperanza die Zukunft auf dem Küchentisch. Elenita, eine selbst ernannte Zauberhexe, will sie für fünf Dollar enthüllen.

Drei Karten. Mehr braucht es laut Elenita nicht. Und sie sieht: Eifersucht, Leid, Hochzeit, Luxus – und Hoffnung. "Ich sehe ein Zuhause im Herzen!", sagt sie schließlich. Esperanza ist enttäuscht. Was soll sie mit einem Zuhause im Herzen, wenn sie doch von einem echten, eigenen Haus träumt?

Esperanza lebt mit ihrer Familie im Haus in der Mango Street – klein, eng, schief, ohne Privatsphäre. Ihr Vater spricht vom Lottogewinn, ihre Mutter hofft still.

Denn: In der Mango Street bleibt nichts verborgen. Jeder kennt jeden und jede trägt ihre eigene Geschichte. Cathy liebt Katzen, Marin wartet auf einen Mann, Rosa erzieht ihre vielen Kinder allein. Alicia sieht Mäuse, Sally wird geschlagen, Tante Lupe stirbt langsam, Mamacita weint um ihre Heimat.

Esperanza wünscht sich ein Haus mit Platz für alle, mit einer echten Treppe und mehr als einem Badezimmer. Ein Haus nur für sich. Einen Rückzugsort. Freiheit. Der Weg dahin ist ungewiss, aber sie kennt ihren ersten Schritt: Sie wird ihre Geschichte erzählen. Denn jedes Wort bringt sie ihrem Traum ein Stück näher.

Das Buch

"Das Haus in der Mango Street" (OT: "The House on Mango Street", 1984) von Sandra Cisneros, aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Gerd Burger, erschienen bei Gatsby (gehört zum Kampa Verlag), 160 Seiten, gebundene Ausgabe (Hardcover): 18 Euro, eBook: 13,99 Euro; Erscheinungsdatum der aktuellen deutschen Ausgabe: 2020 (erstmals 1992)