MachtfrauenPreußische Geschichte jenseits von Fritz und Wilhelm

Sophie von der Pfalz, Elisabeth Christine von Braunschweig-Wolfenbüttel-Bevern, Sophie von Brandenburg: Auch Frauen prägten die Geschichte Preußens. In der Erzählung tauchen aber vor allem Männer auf. Warum ist das so und welche Macht hatten die Frauen?

Preußens Geschichte wird fast ausschließlich als eine Geschichte der Regenten erzählt: Kurfürsten, Könige und Kaiser. Manche haben es zu Weltruhm gebracht – wie Friedrich II. mit dem Beinamen "der Große" oder Friedrich Wilhelm von Brandenburg, der als der "große Kurfürst" in die Geschichte eingegangen ist.

Es gab in den rund 600 Jahren der Existenz Preußens aber nicht nur Frauen, die hinter ihren "starken Männern" standen, sondern viele eigenständige Persönlichkeiten, die selbst Geschichte machten oder sie beeinflussten.

"Die Geschichte der Hohenzollern-Frauen, also der Preußen, ist komplizierter als man denkt – und sie geht weit zurück."
Dr. Matthias von Hellfeld, Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte

Sophie von Brandenburg wurde nach dem frühen Tod ihres Ehemanns Christian von Sachsen am Ende des 16. Jahrhunderts Regentin des Kurfürstentums und machte sich als orthodoxe Lutheranerin einen Namen als engagierte Kämpferin in den religiösen Auseinandersetzungen gegen den so genannten "Kryptocalvinismus".

Sophie von der Pfalz, später als Kurfürstin von Hannover bekannt, wäre beinahe Königin von England geworden. Dort war nach dem "Act of Settlement" 1701 beschlossen worden, dass nur Protestanten den englischen Thron besteigen dürften.

"Die Geschichtsschreibung und die uns prägenden Bilder – auch die Literatur des 19. Jahrhunderts – fokussiert sich stark auf die männliche Geschichte."
Uta Piereth, Mitarbeiterin an der Friedrich-Alexander-Universität

Aufgrund dynastischer Zufälle kamen unter diesen Umständen nur Sophie von Hannover und Anne Stuart in Frage. Sophie verstarb sieben Wochen vor Anne Stuart, so dass sie nicht mehr miterleben konnte, wie ihr Sohn als Georg I. den Thron bestieg und die lange Linie der Regenten aus dem Haus Hannover begründete.

Elisabeth Christine von Braunschweig-Wolfenbüttel-Bevern war die Ehefrau Friedrichs II., wurde aber von ihm regelrecht verstoßen, weil er sich für Frauen nicht interessierte. Dennoch war sie als dessen Gemahlin Königin von Preußen.

Ihr hört in Eine Stunde History:

  • Uta Piereth von der Bayrischen Schlösserverwaltung beschreibt das Haus Hohenzollern, das seit dem 15. Jahrhundert die Regenten in Preußen stellte.
  • Christa Syrer von der Universität München befasst sich mit Sophie von Brandenburg.
  • Der Kunsthistoriker Alfred Hagemann vom Humboldtforum erläutert die Rolle und Bedeutung von Elisabeth Christine von Braunschweig-Wolfenbüttel-Bevern.
  • Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte Dr. Matthias von Hellfeld geht zurück zu den Anfängen Preußens und der Dynastie der Hohenzollern.
  • Deutschlandfunk-Nova-Autorin Grit Eggerichs portätiert die preußische Powerfrau Sophie von Hannover.

Diese Episode von Eine Stunde History ist als Live-Show entstanden: Am 15.10.2025 waren wir im Berliner Humboldt Forum zu Gast.

Im Bild oben: Sophie von Hannover in einem Kupferstich - ihr ältester Sohn Georg besteigt 1714 den englischen Königsthron.