Psyche und TemperaturWenn die Hitze auf das Gemüt schlägt
Nächte konstant über zwanzig und Tage jenseits der 30 Grad? Für die Psyche ist das nicht ideal. Das hat vor allem mit dem Schlaf zu tun, weiß der Psychologe Bastian Willenborg. Ein paar Hilfsmittel kennt er auch – auch für die Hitze am Tag.
Zwar gibt es kein Augusttief und keine Sommerdepression, doch auch hohe Temperaturen können – ähnlich wie der Lichtmangel im Winter – die Stimmung beeinträchtigen. Ein wichtiger Grund: Ganz allgemein ist in heißen Nächten der Schlaf nicht so gut und erholsam, sagt der Psychiater Bastian Willenborg.
"Heißere Nächte sorgen dafür, dass wir weniger gut schlafen."
Er weist auf eine Untersuchung in den USA und Mexiko hin. Diese zeigt, dass die Suizidrate bei Temperaturen nur wenige Grade über dem Monatsmittel um bis zu 2,1 Prozent zunimmt. "Was einer der Gründe sein kann? Man schläft schlechter", sagt Bastian Willenborg. In der Folge kann sich Hitze auch negativ auf die Impulsivität beziehungsweise auf die Reizbarkeit auswirken.
Möglichst kühl Schlafen
Bei Hitze rät er grundsätzlich dazu:
- in einem möglichst kühlen Raum zu schlafen, gegebenenfalls auch den Schlafplatz zu wechseln.
- Nacken oder Handgelenk mit einem feuchten Tuch zu kühlen.
- mehr Pausen zu machen.
- Atemübungen bei Anspannung auszuführen.
- Arbeitszeit, wenn möglich auf Vormittag und Abend zu splitten.
- häufiger lauwarm zu duschen.
Bei seinen Patientinnen und Patienten mit Persönlichkeitsstörungen, mit emotionaler Instabilität, bemerkt Bastian Willenborg übrigens, dass diese bei hohen Temperaturen in ihrer Emotionalität dynamischer werden.
30 Grad als Limit
Er selbst ist bei hohen Temperaturen weniger konzentriert. Also versucht er, Arbeiten, die kognitive Relevanz haben, in die Abendstunden zu verlegen oder früher morgens zu erledigen. Ganz allgemein ist bei etwa 30 Grad Celsius seine persönliche Temperaturgrenze erreicht: "Ab 30 Grad werde ich unleidlich. Das kriege ich nicht gut hin."