Schweizer GründungsmythosDie Schlacht am Morgarten 1315
Wie David gegen Goliath kämpften die Schweizer Urkantone Uri, Schwyz und Unterwalden für ihre Rechte gegen die Habsburger. Bis heute ranken sich viele Sagen um den Treueschwur auf der Rütliwiese.
Es ist die Geschichte des Kleinen, der eine Auseinandersetzung gegen den Großen gewinnt. Wie einst David gegen Goliath verteidigten die Schweizer "Urkantone" Uri, Schwyz und Unterwalden ihre Rechte und ihr Land gegen den großen Nachbarn aus dem Hause Habsburg.
In diesem siegreichen Kampf liegt der Gründungsmythos der Schweiz begründet, der bis heute wirkt und zumindest manche Besonderheiten unseres Nachbarlandes zum Teil erklärt.
"Freiheitsbriefe" für Uri, Schwyz und Unterwalden
1273 wird mit Rudolf IV. erstmals ein Habsburger römisch-deutscher König. Er versucht in den folgenden Jahren das Einflussgebiet seiner Dynastie zu erweitern. Dabei trifft er auf die drei Urkantone der Schweiz. Die berufen sich auf die schon von den staufischen Kaisern (1138 – 1273) ausgesprochene "Reichsunmittelbarkeit". Die besagt, dass sie direkt dem Kaiser und nicht einem Landesherrn unterstehen.
Die Urkunden der Reichsunmittelbarkeit für Uri (1231), Schwyz (1240) und Unterwalden (1309) werden zu "Freiheitsbriefen" erklärt: Sie nehmen bis heute einen hohen Rang in der Geschichtsschreibung der Schweiz ein.
Der "Rütlischwur" von 1307
Kurz vor der Schlacht am Morgarten, bei der ein Schweizer Heer am 15. November 1315 die Truppen Habsburgs besiegt haben soll, berichten die Analen, dass es 1307 zum "Rütlischwur" gekommen sei.
Rütli ist eine Wiese am Vierwaldstättersee, auf der sich die Verschwörer gegen die Habsburger im Geheimen getroffen haben sollen. Der Auslöser, sich gegen die Herrschaft der Habsburger zur Wehr zu setzen, war der Schuss mit Pfeil und Bogen, mit dem Wilhelm Tell in der Hohlen Gasse bei Küssnacht den tyrannischen Vogt Hermann Gessler ermordet hat.
Für die nun folgenden Aufstände gegen Habsburg war der Rütlischwur, mit dem man sich gegenseitige Hilfe bei der Verteidigung gegen Tyrannen geschworen hatte, die Grundlage. Damit war der Gründungsmythos der "Eidgenossenschaft" geschaffen: Der Kleine gewinnt gegen den Großen.
Ihr hört in Eine Stunde History:
- Die Berner Historikerin Regula Schmid-Keeling erklärt, was über die Schlacht am Morgarten bekannt ist und was nicht.
- Der österreichische Historiker Valentin Groebner beschäftigt sich mit den Mythen, die sich um die Gründung der Schweiz ranken.
- Der Historiker Volker Reinhardt erläutert, welchen Stellenwert die Mythen aus der Gründerzeit in der modernen Schweiz von heute noch haben.
- Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte Dr. Matthias von Hellfeld blickt zurück auf den Beginn der habsburgischen Dynastie und die Auseinandersetzungen mit den Schweizer Urkantonen.
- Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Luisa Filip lässt die Schlacht am Morgarten nochmal aufleben.