Spanischer ErbfolgekriegDie Sendlinger Mordweihnacht 1705
Gegen den Kaiser und seine Steuern: An Weihnachten 1705 versuchten rund 3000 Bayern den Aufstand. Die Besatzer organisierten ein Massaker. Und München? Blieb kaiserlich.
Die Geschichte der Sendlinger Mordweihnacht am 25. Dezember 1705 vor den Toren Münchens beginnt eigentlich am 1. November 1700. An diesem Tag stirbt der spanische König Karl II. ohne eigene Kinder. Er gehört der Habsburger-Dynastie an, genauer dem spanischen Zweig der Familie Habsburg. Die Vakanz auf dem spanischen Thron, die sein Tod hinterlässt, löst den mehr als 14 Jahre dauernden Spanischen Erbfolgekrieg aus.
Maximilian II. Emanuel wechselt die Seiten
Kombattanten sind auf der einen Seite Frankreich, das Ansprüche auf den Thron erhebt und unter anderem von Bayern unterstützt wird. Auf der anderen Seite kämpft das Heilige Römische Reich, an dessen Spitze der Kaiser aus der Habsburger-Dynastie steht.
Der bayerische Kurfürst Maximilian II. Emanuel hatte sich anfangs auf Seiten der Habsburger geschlagen, wechselt aber 1702 ins Lager des französischen König Ludwig XIV., von dessen Sieg er sich größere politische Vorteile erhofft.
"1703/1704 kam es faktisch zum österreichischen Staatsbankrott. Die Österreicher mussten versuchen, irgendwo viel Geld herzunehmen. Und das war im relativ unbelasteten Bayern leicht möglich."
Zwei Jahre später muss der bayerische Kurfürst aber eine entscheidende Niederlage in der Schlacht bei Höchstädt an der Donau einstecken. Bayern wird von kaiserlichen Truppen besetzt, Maximilian II. Emanuel geht ins Exil und die bayerische Kurwürde geht zeitweilig an den Wittelsbacher Johann Wilhelm.
Widerstand gegen den Kaiser
Die Herrschaft des römisch-deutschen Kaisers Leopold I. in Bayern ist noch einigermaßen erträglich, dessen Nachfolger Joseph I. aber zieht ein strenges Regiment auf und bringt die Bevölkerung gegen sich auf. Überall formiert sich Widerstand gegen die Besatzer.
"Dass der Aufstand im Jahr 1705 von den Bauern ausging, hatte eigentlich einen Grund: Es war die gnadenlose Ausbeutung Bayerns durch die kaiserlichen Besatzungstruppen."
Die Revolte erfasst alle Bevölkerungsschichten, im oberbayerischen Burghausen und in Braunau am Inn bilden sich die Zentren des Widerstands. In Braunau wird das "Braunauer Parlament" eingerichtet, dem auch die Bauern als "vierter Stand" angehören.
Blutbad zu Weihnachten
Auch in München brodelt es, knapp 3.000 Aufständische sind kurz vor Weihnachten 1705 in der Stadt, am Heiligen Abend wollen sie einen Militärschlag wagen. Der aber wird von kaiserlichen Truppen mit äußerster Brutalität am 25. Dezember 1705 niedergeschlagen. Als sich die letzten Aufständischen ergeben und ihre Waffen niederlegen, werden sie von Kaiserlichen Truppen brutal niedergemetzelt.
Ihr hört in Eine Stunde History:
- Der Mainzer Historiker Josef Schmid erklärt die Verwicklung Bayerns in den Spanischen Erbfolgekrieg.
- Der Sozialwissenschaftler und Sachbuchautor Harro Honolka erläutert die Bedeutung des Braunauer Parlaments von 1705.
- Der Historiker Matthias Schnettger beschreibt Hintergründe und Bedeutung des Spanischen Erbfolgekriegs für die Geschichte Europas.
- Der Deutschlandfunk Nova - Geschichtsexperte Dr. Matthias von Hellfeld blickt auf die Geschichte des Hauses Habsburg in Wien und Madrid.
- Deutschlandfunk Nova-Reporterin Wiebke Lehnhoff erinnert an die Sendlinger Mordweihnacht am 25. Dezember 1705.