KommunikationStrategien gegen Redefluss: So bremst ihr Vielredner

Mund auf und das große Sprechen beginnt! Manche Menschen reden einfach sehr sehr viel. Aber sie lassen sich ausbremsen, im Job und privat. So geht's.

Es muss ja nicht gleich komplette Stille herrschen – Menschen, die für unser Empfinden zu viel reden, können uns schon deswegen unangenehm sein, weil andere einfach nicht zu Wort kommen. Aber was heißt eigentlich zu viel?

Bei Gesprächen zu zweit empfinden wir in etwa eine hälftige Aufteilung als angemessen, berichtet Deutschlandfunk-Nova-Reporter Justus Wolters. "Menschen, die dazu in Studien befragt wurden, haben gesagt, dass sie ein 50:50-Verhältnis der Gesprächsanteile als angenehm empfinden", sagt er.

Allerdings gibt es auch Untersuchungen, die darauf hindeuten, dass wir Menschen, die wir neu kennenlernen als sympathischer einschätzen, wenn sie einen größeren Redeanteil in Gesprächen haben, ergänzt er. Klassischer Fall von Individueller Wahrnehmung also.

Bestätigung als Problem

Wenn es uns aber nun zu viel ist, was tun? Ein Fehler der Zuhörenden ist oft unbewusste Bestätigung, sagt die Kommunikationspsychologin Christine Flaßbeck, etwa durch freundliche Mimik, Gestik und Zuhörfloskeln. Das motiviert dann eben auch Vielredner*innen zum Weitersprechen, erklärt sie, und gibt ihnen die Gesprächsführung.

"Wer unbewusst Zustimmung signalisiert, verlängert einen Monolog und verliert die Gesprächsführung."
Christine Flaßbeck, Kommunikationspsychologin

Wer diesen Effekt nicht will, muss die Bestätigung bewusst unterlassen - so unhöflich einem das auch vorkommen mag.

Strukturierte Gesprächsführung kann Vielredner in Schach halten

In beruflichen Zusammenhängen geht das manchmal etwas einfacher. Da können bestimmte Strukturen und Techniken helfen, Vielredende einzuschränken, sagt die Kommunikationspsychologin. Sie rät bei Meetings und Konferenzen dazu ...

  • ... Themen festzulegen und allen kommunizieren. (Agenda)
  • ... feste Zeitfenster für Themen festzulegen.
  • ... maximale Redezeiten je Person und Thema festzulegen.

Klare Spielregeln, die für alle gelten also.

Das Prinzip Touch-Turn-Talk

Die Kommunikationsberaterin Isabel Garcia hat noch einen weiteren Tipp, den man sowohl im Job als auch privat anwenden kann: Das Touch-Turn-Talk-Prinzip: "Mit Touch gehe ich auf das ein, was mein Gegenüber gesagt hat. Beim Turn drehe ich inhaltlich auf ein anderes Thema, mit: 'und gleichzeitig', 'auf der anderen Seite', 'daneben'. Und beim Talk rede ich dann darüber, was ich wirklich will."

In Handlungen ausgedrückt bedeutet das:

  • Touch: thematisch anknüpfen
  • Turn: thematische Wende des Gesprächs einleiten und herbeiführen
  • Talk: eigenen thematischen Punkt machen

Ganz allgemein lassen sich Vielredende auch mit einfachen Ich-Botschaften stoppen, sagt Justus Wolters. Nützlich findet er zum Beispiel die Satzfolge: "Ich würde dir gerne gerade aufmerksamer zuhören, aber ich habe dafür gerade nicht die Kapazität. Lass uns das mal demnächst nachholen."