Talent im JobWie finden wir raus, was wir richtig gut können?

Schwindelfrei und handwerklich begabt – Lorelay spürt früh, dass sie Talent für die Dachdeckerei hat. Wie wir unsere eigenen Talente richtig einschätzen und sie insbesondere für den Beruf zu nutzen.

Lorelays Vater hat eine Dachdeckerfirma. Schon früh hat sie die Chance, den Job und seine Herausforderungen kennenzulernen – indem sie als Kind mit auf Gerüste klettert. Das ihr das Zusammenbauen von Möbeln leichtfällt und Spaß macht, versteht sie als handwerkliches Talent. Der Beruf der Dachdeckerin spricht sie an. Sie fördert diese Begabung.

"Ich durfte früher auch mal mit Papa aufs Gerüst gehen oder im Arbeitskorb vom Kran mitfahren. Für mich war das ein ganz tolles Gefühl, so weit oben zu sein, den Wind zu spüren."
Lorelay, Dachdeckerin, arbeitet in ihrem Traumberuf

Wind und Regen bei der Arbeit stören sie nicht. Sie liebt es, weit oben zu sein und den Wind im Gesicht zu spüren.

Oben sein und den Wind im Gesicht spüren

Lorelay weiß schon früh, was die Tätigkeit als Dachdeckerin erfordert. Deshalb nutzt sie verschiedene Gelegenheiten, um sich gründlich auf ihren Traumberuf vorzubereiten: Nach der Schule übt sie zum Beispiel, mit bestimmten Werkzeugen Formen aus Schiefer und anderen Werkstoffen herauszuhauen.

"Ich habe das ja auch schon früh gemerkt, dass mich das so interessiert, dass mir das Spaß macht. Und dann habe ich natürlich auch versucht, die Fähigkeiten so ein bisschen zu fördern."
Lorelay, Dachdeckerin

Ricarda Rehwaldt, Professorin für Psychologie, berät Unternehmen, wie sie das Glücksempfinden ihrer Mitarbeitenden fördern können. Dass wir Glück bei der Arbeit empfinden, hängt insbesondere von drei Faktoren ab, sagt die Professorin:

  1. Sinnempfinden
  2. Selbstverwirklichung
  3. Gemeinschaft

Beim Sinnempfinden geht es darum, dass wir wissen, warum wir etwas tun. Auch zu wissen, wozu wir mit unserer Arbeit einen Beitrag leisten und wem das nutzt, gehört dazu. Mit Selbstverwirklichung ist gemeint, dass wir bei unserer Arbeit gewisse Entscheidungs- und Handlungsspielräume haben. Und Gemeinschaft bedeutet, dass wir mit Kollegen und Kolleginnen ein gemeinsames Ziel verfolgen.

Wenn diese Punkte erfüllt sind, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass wir uns in unserem Job glücklich fühlen.

"Für alle Menschen, die zum Beispiel gerade überlegen, was sie studieren sollen oder später arbeiten wollen, würde ich Talent an oberster Stelle setzen. Weil Dinge, die uns gut liegen, die erfüllen uns auch."
Ricarda Rehwaldt, Professorin für Psychologie, berät Unternehmen, wie sie Glück bei der Arbeit fördern können

Die eigenen Talente können wir im Prinzip auch in unserer Freizeit nutzen. Ricarda Rehwaldt rät aber dazu, sie möglichst für die Arbeit einzusetzen, weil wir in der Regel viel oder sogar die meiste Lebenszeit in unsere berufliche Tätigkeit stecken. Arbeit ist eigentlich die beste organisierte Plattform, um mit anderen Menschen an einem gemeinsamen Ziel zu arbeiten, argumentiert sie weiter.

Eigene Begabungen richtig einschätzen und Talente entdecken

Barbara Weißenbacher ist Psychologin. Sie hat das Arbeitsbuch "Mach, was du kannst" mitentwickelt. Manchmal kommt es vor, dass wir uns bestimmte Begabungen einreden, weil wir Interesse daran haben, in einem bestimmten Bereich zu arbeiten.

Psychologische Selbsttests können helfen

Wenn wir versuchen, herauszubekommen, wo unsere Begabungen liegen, empfiehlt sie für Bereiche wie Sprache oder Mathematik psychologische Tests. Bei musikalischen oder künstlerischen Begabungen ist es dagegen hilfreich, sich Einschätzungen von Expert*innen zu holen, sagt die Psychologin.

In manchen Bereichen, etwa bei Sprachen, liegen wir mit unserer Selbsteinschätzung mitunter falsch, sagt Barbara Weißenbacher. Deswegen kann es eine gute Idee sein, unsere Begabungen mit einem Test zu überprüfen – auch dann, wenn wir glauben, den Beruf schon gefunden zu haben, der zu unseren Talenten passt.