Pünktlicher AufwachenWas die Schlafforschung gegen Verschlafen empfiehlt

Müde geht der Blick zum Wecker. Dann der Schock: Es ist viel zu spät. Verschlafen! Allen ist das schon einmal passiert. Aber was, wenn es ständig vorkommt? Schlafforscherin Christine Blume weiß, was hilft.

Es gibt kaum Daten dazu, wie viele Menschen regelmäßig verschlafen. Eine einzige Umfrage im Auftrag des Möbelherstellers Ikea lässt sich finden. 1.500 Menschen zwischen 14 und 60 Jahren wurden gefragt, wie oft sie verschlafen. Gut 60 Prozent gaben an, dass sie nie verschlafen. Rund einem Viertel passiert es jährlich bis zu drei Mal. Eine von zehn Personen verschläft 15 Mal oder häufiger in einem Jahr.

Auch aus der Schlafforschung gibt es keine Infos dazu, wie häufig Menschen verschlafen, denn das Verschlafen an sich ist keine Erkrankung, sondern eher ein Symptom, beschreibt Schlafforscherin und Schlaftherapeutin Christine Blume.

"Ich kann nicht sagen: 'Ah ja alles klar – Diagnose: Häufiges Verschlafen', sondern meine Aufgabe wäre herauszufinden, warum es bei der Person so oft dazu kommt."
Dr. Christine Blume, Schlafforscherin, Universität Basel

Warum verschlafen wir?

  • Schlafmangel
    Schlafen wir mehrere Nächte hintereinander schlecht oder zu wenig, dann will der Körper dieses Schlafdefizit mit jedem Tag mehr ausgleichen. Das macht er zunächst einmal von ganz alleine, indem er den Anteil an Tiefschlaf in der Nacht erhöht. Aber oft wird eben auch längerer Schlaf gebraucht.
  • Frühe Aufstehzeit clasht mit Chronotyp
    Müssen wir sehr früh aus dem Bett, kann es sein, dass wir noch nicht vollständig erholt sind. Außerdem sind die meisten Menschen sogenannte Mischtypen und keine Lerchen. Klingelt der Wecker also um beispielsweise fünf Uhr morgens, dann sind die meisten Menschen noch auf Schlafen eingestellt. Vor allem für Menschen mit einer Tendenz zum Eulentyp kann das ein Problem sein. Denn sie sind überhaupt nicht in der Lage, früh genug einzuschlafen, um auf ihre etwa acht Stunden Schlaf zu kommen.
  • Die dunkle Jahreszeit macht Aufstehen schwerer
    Es gibt Hinweise darauf, dass Menschen in den Wintermonaten ein höheres Schlafbedürfnis haben. Befriedigen sie es nicht, könnte die Gefahr des Verschlafens größer werden. Außerdem fehlt im Winter häufig das Tageslicht, das im Sommer durch das Fenster auf unsere Augenlider fällt und uns schon vor dem richtigen Aufwachen sanft weckt.
  • Haben manche Menschen eine Tendenz zum Verschlafen und andere eher nicht?
    Schlafforschern Christine Blume sagt, das ist nicht genau untersucht. Aber es wäre durchaus möglich, denn – das ist aus Studien bekannt – Menschen sind in den ersten Minuten nach dem Aufstehen unterschiedlich schnell voll da.
"Bei manchen geht diese Phase der Schlaftrunkenheit nur fünf Minuten, bei anderen braucht das Gehirn 20 bis 30 Minuten oder, je nach Studie, sogar noch länger, bis es voll funktionsfähig ist."
Dr. Christine Blume, Schlafforscherin, Universität Basel

Das empfiehlt Schlafforscherin Christine Blume gegen Verschlafen:

Gute Schlafhygiene
"Ein regelmäßiger Rhythmus und ausreichend Schlaf sind ein super Ansatzpunkt. Das hilft in vielen Fällen schon zu verhindern, dass man überhaupt in ein starkes Schlafdefizit rutscht, was vermutlich die Wahrscheinlichkeit fürs Verschlafen erhöht. Außerdem: Verzicht auf Alkohol am Abend und Vorsicht mit Kaffee und koffeinhaltigen Getränken zu spät am Nachmittag."

Lichtwecker testen

"Das sind Wecker, die haben eine integrierte Lampe, die eine gute Zeit vor dem eigentlichen Weckerklingeln das Zimmer schon erhellt und so den Körper auf das Aufwachen vorbereitet."

Innere Uhr mit viel Licht am Morgen leicht verschieben
"Möglichst viel Tageslicht am Morgen sorgt dafür, dass die innere Uhr am Abend früher auf Nacht schaltet und man am Abend früher müde wird. Das kann insbesondere für diejenigen mit einer Eulen-Tendenz hilfreich sein, die für ihre Präferenz morgens zu früh aufstehen müssen."

In dieser Folge Über Schlafen sprechen Ilka Knigge und Schlafforscherin Christine Blume auch darüber, wann es sich lohnt, wegen des häufigen Verschlafens zur Hausärztin zu gehen. Außerdem gibt es weitere Tipps.