WehrdienstWer muss jetzt zur Bundeswehr?
Wehrpflicht? Jein. Union und SPD haben ein neues Modell beschlossen: Pflicht-Musterung für Männer, Fragebogen für alle – und ein Losverfahren nur, wenn zu wenige freiwillig kommen. Wir erklären, was das bedeutet und beantworten eure Fragen.
Die Fraktionsspitzen von Union und SPD sind sich endlich einig, wer in Zukunft zur Bundeswehr soll und wie man mehr Leute rekrutieren will. Eine Wehrpflicht wie früher wird es nicht geben. Trotzdem soll die Bundeswehr bis 2035 schrittweise auf rund 260.000 aktive Soldaten und Soldatinnen anwachsen:
- Schon ab 2026 werden alle 18-Jährigen, also die 2008 Geborenen, ein Anschreiben bekommen, das über den freiwilligen Wehrdienst informiert.
- Im Anschreiben wird auch auf Freiwilligendienste wie den Bundesfreiwilligendienst hingewiesen.
- Alle Männer müssen einen Fragebogen ausfüllen, die Musterung wird zur Pflicht.
- Eine "Bedarfswehrpflicht" kann über den Bundestag eingeführt werden, wenn sich nicht genügend Freiwillige finden.
Eure Fragen zum neuen Wehrdienst
Was sind meine Vorteile, wie viel Geld würde ich verdienen?
Wer sich für die Bundeswehr entscheidet, bekommt einen Lohn von rund 2.600 Euro brutto monatlich. Das ist mehr als bisher und Bundesverteidigungsminister Pistorius (SPD) hofft, so einige für die Bundeswehr gewinnen zu können.
Außerdem soll man künftig bei der Bundeswehr den PKW- oder LKW-Führerschein machen können, und zwar zu besseren Konditionen als bei einer normalen Fahrschule.
Könnte man den Dienst schon im Voraus verweigern?
Kriegsdienstverweigerung ist weiterhin Recht eines jeden. Wer verweigert, der wird nicht gegen seine innerste Überzeugung eingezogen.
Betrifft das neue Modell auch Frauen?
Frauen werden mit 18 Jahren ebenfalls angeschrieben, aber sie müssen keinen Fragebogen beantworten. Sie dürfen es jedoch und können sich freiwillig bei der Bundeswehr melden. Um Frauen im Fall einer "Bedarfswehrpflicht" wie Männer zu behandeln, bräuchte es eine Grundgesetzänderung.
Kann ich als Nicht-Deutscher zur Bundeswehr?
Nein, das ist nicht möglich: Zur Bundeswehr können nur deutsche Staatsbürger mit einem deutschen Pass.
Wie genau erfolgt das Musterungsverfahren - wer ist nach den 18-Jährigen dran?
Wenn man bei einem Jahrgang 18-Jähriger von rund 350.000 Männern ausgeht, die gemustert werden, sind das viel mehr Männer, als die Bundeswehr bräuchte. Es geht also mit großer Wahrscheinlichkeit immer nur um die jeweils 18-Jährigen eines Jahrgangs. Die 17- oder 19-Jährigen sind außen vor.
Ein Losverfahren oder ein ähnliches Mittel, um an Personal zu kommen, falls es nicht genügend Freiwillige gibt, ist im Gespräch. Doch auch dann muss zuerst der Bundestag zustimmen. So wie überhaupt: Das neue Wehrdienstmodell muss zunächst noch im Bundestag beschlossen werden, voraussichtlich im Dezember.