Scheiße geschlafenWarum finden wir nachts keine Ruhe mehr?

Dunkles Zimmer, kreisende Gedanken, null Ruhe: Jaylda kennt schlaflose Nächte seit Jahren. Warum das viele von uns betrifft und welche Strategien für besseren Schlaf am wirkungsvollsten sind, weiß unsere Schlafforscherin Dr. Christine Blume.

Jayldas Schlafprobleme beginnen früh – schon als Teenie hat sie Schwierigkeiten einzuschlafen und auch durchzuschlafen. Da ist sie ungefähr dreizehn Jahre alt.

Sie übernimmt damals schon viel Verantwortung in der Familie: Für ihre elf Jahre jüngere Schwester, für die Schulaufgaben ihrer anderen jüngeren Schwester und für sich selbst. Außerdem hilft sie im Haushalt mit.

Verantwortung, die sie nicht mehr zur Ruhe kommen lässt

Schon als Kind viel Verantwortung mitzutragen, scheint Jaylda Stress zu bereiten. Sie liegt nachts oft wach, kann nicht zur Ruhe kommen und schläft oft nur zwei, drei Stunden pro Nacht.

In einem extremen Fall, den sie schildert, kann sie 96 Stunden am Stück nicht schlafen und fällt letztendlich vor Erschöpfung in Ohnmacht.

Jayldas Schlafprobleme beginnen als sie noch ein Teenie ist: Oft schläft sie pro Nacht nur zwei bis drei Stunden

Schlafstörung: Jaylda will lieber meditieren als Schlaftabletten einnehmen

Der Gedanke nicht einschlafen zu können, bereitet Jaylda zusätzlichen Stress. Sie möchte fit sein für ihren Job als Zahnmedizische Fachansgestellte. Sie weiß, dass sie ihren Schlaf braucht, aber das macht ihr das Einschlafen eher schwerer als leichter.

"Das ist so eine Angst, weil ich dann eben weiß okay, ich werde halt im Alltag jetzt wieder nicht richtig funktionieren. Dann fühle ich mich sehr unsicher."
Jaylda, schläft seitdem sie ungefähr 13 ist nicht mehr gut

Jaylda geht zu ihrem Hausarzt. Der verschreibt ihr Schlaftabletten. Aber sie hat kein gutes Gefühl dabei, ein stark dosiertes Medikament wie Schlaftabletten zu nehmen.

"Ich wälze mich ständig hin und her. Dann versuche ich mich mal mit dem Handy abzulenken oder Musik zu hören."
Jaylda, hat massive Schlafprobleme

Dann werden ihr Melatonin-Drops empfohlen. Melatonin ist ein Hormon, das den Tag-Nacht-Rhythmus im Körper regelt und schlaffördernd wirkt. Zunächst wirken die Drops gut, aber mit der Zeit macht es keinen großen Unterschied mehr. Ihr nächster Gedanke ist, eine Therapie zu machen. Bisher konnte sie aber keinen freien Therapieplatz finden.

Inzwischen ist Jaylda Anfang 20. Bis heute konnte sie ihre Schlafprobleme nicht loswerden.

GenZ stark von Schlafproblemen betroffen

Eine aktuelle Umfrage der Kaufmännischen Krankenkasse KKH zeigt, dass Jaylda keinesfalls alleine dasteht. Die GenZ schläft im Durchschnitt nicht besonders gut, hat unsere Reporterin Jana Niehof durch ihre Recherche erfahren:

  • Es gibt einen Anstieg von über 70 Prozent bei diagnostizierten Schlafstörungen in den vergangenen zehn Jahren
  • Diese Schlafschwierigkeiten (Ein- und Durchschlafprobleme, aber auch Albträume) haben keine organische Ursache Aber auch Albträume
  • Eine zusätzliche Umfrage von 500 Menschen zeigte, dass mehr als die Hälfte der Befragten an mindestens drei Abenden pro Woche schlecht einschläft oder nachts häufig aufwacht
  • Der Großteil sagt, dass sich ihre Gedanken um Probleme und Sorgen drehen
  • Besonders bei Jüngeren sind die Zahl stark angestiegen – mehr als bei allen anderen Altersgruppen
  • Der Vergleich von 2014 mit 2024 zeigt ein Plus bei Diagnosen von Schlafschwierigkeiten von 110 Prozent
  • Bei den Anfang 20-Jährigen sind es über 90 Prozent mehr

Viel mehr junge Erwachsene bis 30 haben in den letzten Jahren ein Schlafproblem entwickelt, ist das Fazit, das man aus dieser Untersuchung ziehen kann, sagt unsere Reporterin Jana Niehof.

"Wenn wir mal unseren Alltag anschauen. Wir sind irgendwie vom Aufstehen bis zum ins Bett gehen eigentlich busy: Wir haben häufig superwenig Zeit für unsere Gedanken."
Dr. Christine Blume Schlafforscherin

Die Psychologin und Schlafforscherin Dr. Christine Blume ist einer der Hosts unseres Podcasts "Über Schlafen". Es gibt viele kleine Stellschrauben, die wir bewegen können, um das Ein- und Durchschlafen zu verbessern, sagt sie.

Ein paar ihrer Tipps sind:

  • Eine Abendroutine, die unserem Kopf signalisiert, dass wir zu Bett gehen
  • Störende Licht- und Geräuschquellen eliminieren
  • Die Temperatur im Schlafzimmer etwas zu reduzieren
  • Eine Übung, um störende Gedanken loszulassen: Wir stellen uns einen Himmel mit kleinen weißen Wölkchen vor und setzen alle störenden Gedanken auf die Wolken und lassen sie davonfliegen. Das braucht Übung, sagt die Schlafforscherin
  • Manchmal hilft es auch, die Füße mit einer Wärmflasche zu wärmen, denn auch mit kalten Füßen einzuschlafen, ist oft schwieriger.
  • Zu ähnlichen Zeiten schlafen zu gehen und aufzustehen, weil es dem Körper hilft, wenn der Rhythmus gleichbleibt.

Auch Jaylda hat für sich festgestellt, dass es ihr eine gewisse Routine beim Einschlafen hilft: Sie nutzt die Zeit vor dem Zubettgehen oft um zu meditieren oder beten. Das hilft ihr innerlich zur Ruhe zu kommen und leichter einzuschlafen.

Ausführlichere Infos, wie ihr besser schlafen könnt, erfahrt ihr, wenn ihr den Playbutton im Banner anklickt und euch die komplette Sendung anhört.