Alles rauscht vorbeiWie wir unser Zeitempfinden austricksen

Für Jasmin fühlt sich der 29.02. an wie ein Geschenk. Was sie wohl ausgepackt hat? Humanbiologe Marc Wittmann erforscht, wie wir Zeit empfinden. Trotz aller Individualität: Ein paar Regeln gibt es doch.

Fotos der letzten vier Jahre – ausgedruckt und in ein Fotoalbum gepackt. Das hat Jasmin am 29.02.2024 gemacht. Sie ist 22, lebt in Paderborn und lässt sich zur Gesundheitskauffrau ausbilden. Auf Instagram teilt sie Tipps für mehr tägliche Struktur und Routinen. Und das ist es auch, was ihr im Alltag einen größeren zeitlichen Spielraum verschafft.

"Wenn ich jetzt grob darüber nachdenke, habe ich das Gefühl, die Jahre sind total schnell vorbeigegangen."

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In den vergangenen vier Jahren ist bei ihr viel passiert: Sie hat das Abitur gemacht, sie ist in eine eigene Wohnung gezogen und hat mit vielen neuen Menschen zu tun. Ihre Alltagsroutinen hat sie fest im Griff, etwa Wäschewaschen, Einkaufen und Putzen.

Routinen als Zeitmaschine

"Ich bin ein Riesenfan von Gewohnheiten und Routinen", sagt sie. Ein bisschen erhöht sich dadurch der Umfang ihrer Freizeit, findet sie. Sie geht in die Natur, trifft sich mit Freunden und tut Dinge, die ihr guttun, die sie gerne macht. Ihr Tipp: Die Routinen müssen zum Alltag passen.

"Wenn man so Routinen aufbaut oder Gewohnheiten einführen möchte, sollte man erst mal gucken, dass es zum Alltag passt."

Menschen haben kein sensorisches Organ dafür, ob das Jahr nun einen Tag länger oder einen Tag kürzer ist. Daran erinnert Marco Wittmann – unser Zeitempfinden ist ein Forschungsgegenstand des Humanbiologen.

Rückschau und Moment

Er teilt die Zeitwahrnehmung in zwei Bereiche: die Zeit im Moment und die Zeit in der Rückschau. Im Moment vergeht die Zeit langsamer, weil sie bewusst beachtet wird. Sie vergeht schneller, wenn wir abgelenkt oder in etwas vertieft sind.

"Ablenken von der Zeit und von uns selbst bedeutet: Zeit ist schneller."

In der Rückschau ist es so, dass wir uns detaillierter an Zeitabschnitte erinnern, die wir intensiv und besonders emotional erlebt haben. Ein Wochenende, an dem nichts passiert ist, sagt Marc Wittman, komme uns in der Rückschau so vor, als sei es schnell vergangen.

"Achten auf uns selbst und auf die Zeit – und die Zeit vergeht langsamer."