AllyshipWie unterstützt man queere Friends?

Freunde zu supporten, bedeutet auch, ihnen einen Safe Space zu bieten. Ilija ist dankbar für seine Freundin Laura, bei der er sich sicher fühlt. Eine Soziologin und ein Psychologe sagen: Reflexion und Privilegien-Check sind wichtig für gute Allys.

Auf der Arbeit ist Ilija sich nicht sicher, wie viel von sich er seinen Kollegen und Kolleginnen offenbaren soll. Also: Ob sie ihn auch akzeptieren würden, wenn sie wüssten, dass er schwul ist. Bei Laura ist das anders, da weiß Ilija, dass sie sein Ally ist.

Sie ist zwar nicht Teil der queeren Community, dennoch ist der Raum, den sie ihm bietet, für Ilija ein Safe Space. Wenn er mit Laura Zeit verbringt, kann er sich so geben, wie er ist, ohne dass er befürchten muss, diskriminiert zu werden. Und genau das macht Allyship für ihn aus.

"Für mich bedeutet ein Safe Space: Ich muss keine Maske aufsetzen, um irgendwelchen Erwartungen gerecht zu werden."
Ilija, ist als queere Person dankbar für den Safe Space, den seine Freundin Laura ihm bietet

Ilija will sich selbst vor Diskriminierung schützen – besonders auf der Arbeit gibt er deshalb kaum etwas von sich preis. Seine Freundin Laura bezeichnet er als "Türöffner".

Laura, die Türöffnerin

Er fühlt sich durch Laura nicht bewertet oder verurteilt. Dass er queer ist, wird von ihr nicht infrage gestellt. Durch Lauras Offenheit ist es für Ilija möglich geworden, sich auch anderen gegenüber zu öffnen.

"Ich kann mich erinnern, dass ich Privates vom Beruflichen sehr strikt getrennt habe. Ich habe sehr wenig preisgegeben von mir immer."
Ilija, hat früher weniger Privates von sich preisgegeben

Janine Dieckmann ist Sozialpsychologin am Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft in Jena. Sie sagt, dass es einen Unterschied zwischen Solidarität und Allyship gibt. Solidarität lässt sich leicht bekunden: Sie kann zum Beispiel darin bestehen, dass ein Unternehmen eine Regenbogenflagge hisst.

Solidarität ≠ Allyship

Allyship geht darüber hinaus, sagt die Soziologin. Sie äußert sich – in diesem Fall – zum Beispiel darin, dass sich nicht-queere Menschen langfristig für die Teilhabe und die Rechte von queeren Menschen einsetzen. Auch bei anderen diskriminierten Gruppen, für die man sich stark macht, kann man von Allyship sprechen.

Aus Sicht der Wissenschaft gibt es drei Bereiche, die eine gute Allyship ausmachen:

  1. Der gesellschaftskritische Blick: Warum ist die Lebensrealität von queeren Menschen in dieser Gesellschaft so, wie sie ist?
  2. Eigene Selbstpositionierung in der Gesellschaft: Welche Privilegien habe ich und bin ich mir derer bewusst?
  3. Sich für Belange und Lebensrealitäten einsetzen, die uns nicht direkt selbst betreffen
"Man versucht dann so quasi den Raum zu überwachen, Menschen zu scannen. Man achtet extrem auf die Körpersprache, auf die Art und Weise, welche Worte gewählt werden."
Ilija, fühlt sich nicht in jeder Umgebung so sicher, dass er alles preis gibt

Tobias Herrmann-Schwarz ist klinischer Psychologe und hat sich auf die Beratung queerer Menschen spezialisiert. Menschen, die ein Ally sein wollen, empfiehlt er:

  • gut und wertfrei zuzuhören
  • sich selbst zu reflektieren
  • die eigenen Privilegien zu überprüfen
  • zu schauen, welche Ressourcen man hat, um queere Menschen aus dem eigenen Umfeld zu unterstützen

Auch das lebenslange Lernen hält er für wichtig, damit wir gute Allys sein können. Auch sich zu informieren und immer wieder dazuzulernen, nennt er als wichtige Punkte von Allyships.

"Wenn du so einen großen Teil deiner Persönlichkeit, von deinem Charakter versteckst, dann ist es halt auch wahnsinnig traurig und wahnsinnig einschränkend – für mich zumindest gewesen."
Ilija, wollte sich vor Diskriminierung schützen