Schlaf und AlbträumeWie uns schlechte Träume im Alltag helfen

Albträume machen uns mitunter ziemlich fertig. Ein internationales Forschungsteam hat jetzt aber herausgefunden: Sie können uns auch im Alltag helfen, mit Angstsituationen besser umzugehen.

Es gibt schöne Träume, total abgefahrene Träume und es gibt Albträume. Die sind besonders schlimm, wenn das furchtbare Traumgefühl beim Aufwachen noch nachhallt. Manchmal beschäftigen uns diese Albträume noch tagelang. Sie können aber auch sinnvoll sein, wie jetzt ein internationales Forschungsteam herausgefunden hat.

Albträume können helfen, negative Gefühle besser zu bewältigen

Die Forschenden schreiben im Fachmagazin "Human Brain Mapping", dass schlechte Träume uns dabei helfen können, negative Gefühle im Alltag besser zu bewältigen. Angstauslösende Situationen im Traum könnten nämlich eine Art Training für ähnliche Erlebnisse im Wachzustand sein.

Dabei stützten sie sich auch auf neuere Forschungs-Theorien, die besagen, dass Emotionen, die wir in Träumen erleben, uns einerseits dabei helfen, seelische Belastungen zu überwinden und uns andererseits auf künftige Affekt-Reaktionen vorbereiten.

Zu dieser These kommen die Forschenden nach der Auswertung zweier Studien. Die erste hatten schon andere Forschende durchgeführt: Dafür hatten 18 gesunde Testpersonen in einem Schlaflabor geschlafen und wurden per EEG überwacht.

Die Ärzte konnten also sehen, welche Hirnregionen im Schlaf aktiv waren. Die Testpersonen wurden regelmäßig aufgeweckt und befragt, ob sie Ängste im Traum haben.

Aktive Hirnregionen im Schlaf zeigen, wann wir Angst haben

Es zeigte sich, dass zwei Hirnregionen – jeweils Teile der Großhirnrinde – eine Rolle spielen, wenn jemand im Traum Ängste erlebt. Diese Hirnregionen werden auch aktiviert, wenn wir im Alltag Angst haben:

  • Die eine Region ist dafür zuständig, Gefühle zu bewerten. Hier feuern die Neuronen automatisch, wenn jemand ängstlich ist.
  • Die andere Region bereitet uns in solchen Situationen darauf vor, wie wir passend reagieren. Er steuert also mit, wie wir uns bei Gefahr und Bedrohung verhalten.

Um herauszufinden, was uns die Angst im Traum im Alltag konkret bringt, haben die Forschenden im zweiten Experiment knapp 90 Testpersonen dazu aufgefordert, eine Woche lang Traumtagebuch zu führen.

Wer im Traum Angst erlebt hat, reagiert im Wachzustand anders

Sie sollten jeden Morgen direkt nach dem Aufwachen aufschreiben, ob sie sich an einen Traum erinnern konnten und wenn ja, von welchen Gefühlen der besonders geprägt war. Am Ende der Woche wurden die Testpersonen dann mit fMRT untersucht, einer funktionellen Magnetresonanztomografie, wo man auf den Bildern Durchblutungsänderungen im Gehirn erkennen kann.

Währenddessen wurden den Testpersonen verschiedene Bilder gezeigt. Manche waren neutral, manche theoretisch angstauslösend, wie zum Beispiel von einem Überfall. Interessanterweise zeigte sich: Die Leute, die vorher in ihren Träumen häufiger und länger Ängste erlebt hatten, haben auf diese negativen Bilder deutlich weniger stark reagiert.

Zwischen Traumangst und Alltagsangst besteht eine Verbindung

Am Ende kamen die Forschenden zu dem Schluss, dass zwischen der Angst im Traum und der Angst in der Realität eine ausgeprägte Verbindung besteht. Die Gefühle, die wir im Schlaf erleben, wirken sozusagen als Übung, die uns später im Wachzustand hilft, in realen Angstsituationen besser zu reagieren.

Träume können also eine Art Training sein für unsere zukünftigen Reaktionen und uns darauf vorbereiten, wie wir echten Gefahren und Bedrohungen begegnen.

Diese Erkenntnisse könnten nun dazu genutzt werden, neue Therapieformen, beispielsweise bei Patienten und Patientinnen mit Angststörungen zu entwickeln. Zumindest will das Forschungsteam zur Funktion der Angst in Träumen weiter forschen.