AntibiotikaresistenzenDie cleveren Cocktails der Insekten gegen Bakterien

Antibiotikaresistenzen nehmen zu. Insekten und andere Tiere haben im Laufe der Evolution aber Mischungen aus antimikrobiellen Peptiden entwickelt, die weniger anfällig dafür sind. Davon können wir lernen. Ein Vortrag des Biologen Jens Rolff.

Antibiotika gehören zu den Wundermitteln der Medizin. Sie heilen Krankheiten, die sonst schwere oder gar tödliche Folgen haben könnten. Doch es gibt immer mehr Bakterienstämme, die gegen viele der heute üblichen Antibiotika resistent sind. Solche Resistenzbildungen lassen sich nicht vollständig vermeiden, wir können aber versuchen, sie zu minimieren.

"Wenn die natürliche Selektion über zwei Milliarden Jahre immer mit einem Cocktail rauskommt, dann muss das einen Vorteil haben."
Jens Rolff, Biologe

Durch die Reduzierung des Einsatzes von Antibiotika in der Landwirtschaft und durch die vorsichtige und sorgfältige Behandlung mit Antibiotika in der Humanmedizin lassen sich Resistenzbildungen verringern. Das alleine genügt aber nicht. Deswegen wird intensiv daran geforscht, neue Mittel zu entwickeln, die weniger anfällig für resistente Bakterien sind.

Insekten kombinieren antimikrobielle Peptide

Eine wichtige Rolle dabei spielen so genannte antimikrobielle Peptide, erklärt der Biologe Jens Rolff in seinem Vortrag. Jens Rolff ist Professor für Evolutionsbiologie an der Freien Universität Berlin. Er und sein Team erforschen, wie sich Insekten gegen Bakterien schützen. Daraus, so Rolff, können wir lernen, eigene neue antibakterielle Mittel zu entwickeln.

"Auch gegen antimikrobielle Peptide können sich Resistenzen entwickeln, aber die Wahrscheinlichkeit und das Ausmaß sind wesentlich geringer."
Jens Rolff, Biologe

Ein Schlüssel dafür: Insekten bekämpfen Bakterien nicht mit einem einzigen Wirkstoff, sondern sie setzen gleich einen ganzen Cocktail ein, eine Mischung aus vielen unterschiedlichen antimikrobiellen Peptiden. Das haben Rolff und sein Team genauer untersucht. Und dabei kamen sie zu dem Schluss, dass sich die Insektenmethode nachahmen lässt: Bakterien haben viel größere Schwierigkeiten, Resistenzen gegen Cocktails zu entwickeln, die die Forschenden im Labor aus vielen verschiedenen antimikrobiellen Peptiden zusammengemischt haben.

Jens Rolff ist Professor für Evolutionsbiologie an der Freien Universität Berlin. Sein Vortrag hat den Titel "Antibiotikaresistenz: Was wir von Insekten lernen können". Er hat ihn am 2. Juli 2025 an der Freien Universität Berlin gehalten im Rahmen der "Dahlemer Wissenschaftsgespräche". Organisiert wird diese Reihe vom Fachbereich Biologie, Chemie, Pharmazie der Freien Universität Berlin.

Auf dem Bild oben ist ein Mehlkäfer zu sehen.