Unfreiwillig aufgeschnappte GesprächeErkan twittert Mitgehörtes aus der Straßenbahn

Nahezu täglich bekommen wir in Bus, Bahn und Supermarkt-Schlange unglaublich private Gespräche mit. Erkan Dörtoluk nimmt es mit Humor und versammelt auf Twitter unter @rheinbahn_intim die skurrilsten mitgehörten Geschichten.

Wer kennt es nicht? Die Nachbarin im Bus fängt an, lauthals zu telefonieren und erzählt von ihrem letzten misslungenen Date. Wer grade keine Kopfhörer oder Ohrstöpsel dabei hat, ist gezwungen, mitzuhören.

Erkan Dörtoluk nimmt diese Situation mit Humor und schreibt die Gespräche auf Twitter mit, die er in der Düsseldorfer Rheinbahn unfreiwillig aufschnappt. Bei @rheinbahn_intim berichtet der Rheinländer von absurden Erlebnissen, Sehnsüchten, lustigen Geheimnissen von Menschen, die in der Straßenbahn laut genug erzählen.

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Den Account hat eine lange Fahrt in der Straßenbahn inspiriert, wo sich zwei ältere Damen lauthals über Familientratsch unterhalten hatten. "Es ging um Liebe, es ging um Geld, um Eifersucht – alles, was man sich vorstellen kann!", erinnert sich Erkan.

Mehr als 2600 solcher Gesprächsfetzen hat Erkan inzwischen gepostet und das Material geht ihm nicht aus: "Bei einer Reportage haben wir mal gefragt, warum die Menschen so viel Privates in der Straßenbahn erzählen, ob ihnen das mal bewusst geworden ist", sagt der Düsseldorfer. "Viele waren erstaunt darüber, sie hatten es überhaupt nicht mitbekommen."

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Wegen dieser Wahrnehmung und Gemütlichkeit müsse er sich überhaupt nicht um neues Material bemühen, so Erkan. Stattdessen bleibe er einfach sitzen und würde darauf warten, dass eine Geschichte um die Ecke kommt.

"Ich nehme mir es nicht vor, zuzuhören. Es ist nicht so, dass ich sage: Heute ist Samstag, ich setze mich in die Bahn und fahre acht Stunden durch die Gegend und suche mir interessante Inhalte."
Erkan Dörtoluk, @rheinbahn_intim

Einige Gespräche veröffentlicht Erkan aber bewusst nicht: "Wenn Menschen gerade aus der Haft entlassen wurden und ihr gesamtes Strafregister erzählen", erläutert er. "Da bin ich manchmal sehr baff darüber, was so an Lebensgeschichten zusammenkommt."