Bauch oder KopfDie richtige Entscheidung treffen: eine Anleitung

Manchmal stehen im Leben große Entscheidungen an, zum Beispiel das Studium, ein neuer Job, ein Umzug. Isabel fällt es eher leicht, sich zu entscheiden. Sie hört dabei meist auf ihren Bauch. Wie wir Entscheidungen treffen – und mit den Konsequenzen umgehen.

Isabel hat keine Probleme damit, Entscheidungen zu treffen. Sie sagt: "Bei einer Entscheidung spielt für mich viel das Gefühl mit, ob ich mich mit der Entscheidung gut fühle, ob sich das richtig anfühlt. Nur wenn man sich für etwas entscheidet, das sich gut anfühlt, dann kann das auch langfristig gesund sein."

"Das Vertrauen darauf, dass sich Möglichkeiten für eine gute Entscheidung ergeben werden, hat mich am weitesten gebracht."
Isabel hat mit Anfang 20 die Branche gewechselt und ist nach Barcelona gezogen

Mit 18 entscheidet sie sich dazu, Jura zu studieren und zieht das Studium dann auch durch. Aber nachdem sie fertig ist, merkt sie, dass sie irgendwie doch nicht so sehr dafür brennt. "Dann war es so, dass ich halt immer wieder dieses Gefühl mit mir rumgetragen habe, dass sich dieser Weg nicht mehr richtig für mich anfühlt", erinnert sich Isabel.

Sie begegnet diesem Gefühl erst mal mit Vernunft und versucht ihm ein wenig entgegenzusteuern. Sie sucht sich verschiedene Studierendenjobs, um neue Perspektiven auf ihr Fachgebiet zu bekommen. Aber sie merkt einfach: Das ist es nicht wirklich, da muss es noch etwas anderes geben.

"Wenn ich junge Unternehmer gesehen habe, die mit Leidenschaft bei ihrer Arbeit waren, dann hat mich das so inspiriert."
Isabel hat mit Anfang 20 die Branche gewechselt und ist nach Barcelona gezogen

Parallel, aber ebenfalls in kleinen Schritten, entdeckt sie eine neue Stadt für sich. Im Sommer 2024 verbringt sie sechs Wochen in Barcelona, um dort auf einen Hund aufzupassen. "Darüber hatte ich die Unterkunft dann gratis und konnte mir die Stadt schon mal anschauen, die Sprache, die Kultur. Und da habe ich mich nicht nur in die Stadt, sondern in diese gesamte Möglichkeit verliebt", sagt sie.

Isabel sagt, Sprachen lernen falle ihr leicht. In Barcelona beginnt sie mit Spanisch. "Ich habe die neuen Möglichkeiten für mich gesehen, die neue Sprache zu lernen. Es ist eine sehr lebendige Stadt, die offen für neue Ideen, Unternehmertum et cetera ist", sagt sie. Am Ende fügt sich dann eins zum anderen: Isabel entscheidet sich, nach Barcelona zu ziehen und macht sich dort selbstständig.

Bauchentscheidungen ziehen wir eher durch

Carina Remmers ist Professorin für klinische Psychologie und Psychotherapie an der Health and Medical University Potsdam. Sie und ihr Team haben eine Studie durchgeführt, wo es um die Intuition, also quasi das Bauchgefühl bei Entscheidungen geht. Sie sagt: "Interessanterweise haben Personen die Entscheidung, die sie mit dem Bauch getroffen haben, eher in die Tat umgesetzt."

"Über die Güte der Entscheidung können wir gar nicht viel sagen aus dieser Studie, sondern einfach erst mal, dass die Stimmung besser ist."
Carina Remmers, Professorin für klinische Psychologie und Psychotherapie an der Health and Medical University Potsdam

Carina Remmers erklärt, dass intuitive Entscheidungen eher mit dem zusammenpassen, was wir mögen und was wir kennen. Diese Entscheidungen passen insofern zu unseren Präferenzen, weil sie auf Erfahrungen beruhen.

Umgekehrt sage das jedoch nichts über die Qualität der Entscheidungen aus: "Wir können aber nicht daraus schließen, dass das auch die besseren Entscheidungen sind, weil vielleicht greifen wir auf Erfahrungen zurück, die eigentlich gar nicht so gut sind oder machen immer wieder denselben Fehler bei unseren Entscheidungen."

Bauchentscheidungen im Privaten

Die Probanden der Studie entschieden übrigens – je nach Lebensbereich – eher aus dem Bauch heraus oder mit dem Kopf. Bei Entscheidungen, die die Freizeit, Familie, Freunde oder Partnerschaft betreffen, ließ sich die Tendenz zu Bauchentscheidungen erkennen. In anderen Lebensbereichen spielte der Kopf eine größere Rolle, sagt Carina Remmers: "Zum Beispiel bei Konsumfragen, bei Fragen, die die Arbeit betreffen. Das wären klassische Entscheidungen, die mit einer höheren Präferenz mit dem Kopf entschieden werden."

"Umso klarer das Ziel ist, umso eindeutiger ist dann auch der Weg."
Sarah Momoh, Entscheidungscoachin

Als Theologin und Entscheidungscoachin hilft Sarah Momoh Menschen bei Entscheidungen. Sie sagt, natürlich gebe es viele Tools, die bei der Entscheidungsfindung helfen können, aber das könne auch nach hinten losgehen: "Meine Erfahrung ist, dass diese ganzen Tools, weil sie sich so um die Optionen drehen, oft dazu führen, dass das Chaos noch größer wird, als dass es wirklich dazu führt, dass man selbstbewusst und mutig eine Entscheidung trifft." Ihrer Meinung nach, ist der erste wichtige Schritt: Wir sollten uns darüber klar werden, was wir mit einer Entscheidung erreichen möchten.

Wie beim Navi: Start und Ziel müssen klar sein

Sie vergleicht die Situation dann mit einem Navi. Wenn wir eine Strecke suchen, dann gibt es meistens verschiedene Wege, um an ein Ziel zu gelangen. Aber wir können nur dann einen Weg auswählen, wenn wir wirklich wissen, wo wir hin wollen.

"Es braucht sowohl den Kopf und es braucht auch das Gefühl. Und wenn beides im Einklang steht, dann können wir davon ausgehen, dass die Entscheidung sehr gut ist."
Sarah Momoh, Entscheidungscoachin

Tipps von der Entscheidungscoachin:

  • Zuerst überlegen: Wo stehe ich, was ist meine Ausgangssituation? Nächster Schritt: Wo möchte ich hin? – Aus diesen beiden Punkten ergeben sich dann mögliche Optionen für einen Weg, um ans Ziel zu gelangen.
  • Wenn wir Angst haben, Entscheidungen zu treffen, sollten wir uns mit dieser Angst auseinandersetzen, denn sie hemmt uns, gute Entscheidungen zu finden.
  • Auch darauf achten: Was sagt das Gefühl und was die Intuition? Denn das werde oft vergessen.
  • Wenn Kopf und Bauch im Einklang sind bei einer Entscheidung, dann können wir uns sicher sein, dass sie gut ist.
  • Um sich nicht in Entscheidungen zu verlieren, kann ein Zeitrahmen helfen, den wir uns selber setzen.
  • Zu jeder Entscheidung gehört ein bisschen Mut.
  • Sich auch klarmachen: Hinterher sind wir immer schlauer. Wenn wir mit einer Entscheidung nicht so glücklich sind, dann können wir trotzdem daraus lernen.

Nicht jede Entscheidung, die wir treffen, wird die beste sein. Aber wir können immer wieder dazu lernen. Sarah Momoh sagt: "Das ist grundsätzlich so eine Geschichte, dass wir Menschen dazu neigen, uns über Kleinigkeiten zu ärgern und aufzuregen und über jeden Fehler unglaublich viel nachzudenken, anstatt mal das Potenzial zu sehen. Wenn wir so viel über die positiven Dinge nachdenken würden, wie wir über die negativen nachdenken, dann wäre, glaube ich, allen schon geholfen."