Paartherapeut Eric HegmannToxische Beziehungen: Magie sollte keinen Preis haben

Abhängigkeit und toxischen Partnerschaft: Was es damit auf sich hat und wann wir in der Beziehung lieber die Reißleine ziehen sollten, erklärt uns Beziehungsexperte Eric Hegmann im Gespräch.

Abhängigkeiten können finanzieller oder emotionaler Natur sein. Während Corona fühlen sich diese Abhängigkeiten für uns noch krasser an. Aber was bedeutet es überhaupt, abhängig von einem geliebten Menschen zu sein? Laut Paarcoach Eric Hegmann richten wir dann unser komplettes Leben, Denken und Handeln auf eine andere Person aus. Wir können also nicht ohne den anderen.

Im Umkehrschluss haben wir dann auch astronomische Erwartungen an unseren Partner. "Mir ist es dann unglaublich wichtig, dass mir diese Person etwas zurückgibt", so der Beziehungsexperte. Bei solchen Rückzahlungen könne es sich etwa um Emotionen oder finanzielle Unterstützung handeln.

"Für die betroffene Person kann sich das dann sehr gut anfühlen, weil sie beispielsweise Abhängigkeit mit Liebe verwechselt."
Eric Hegmann, Paarcoach

Findest du das in Ordnung wie er oder sie mit dir umgeht?

Aber ist es okay, wenn wir die Abhängigkeiten mit dem Partner innerhalb des Beziehungsalltags aufteilen? Der eine kümmert sich um den Haushalt, der andere macht den organisatorischen Papierkram? Laut Eric Hegmann ist das Verhandlungssache. Schwierig sei es, wenn eine Person der beiden sich durch die Abhängigkeit unglücklich fühle und nur dem anderen zu liebe die Beziehung aufrecht erhalte.

Toxische Dynamiken in der Partnerschaft

Oft hängen toxische Beziehungen auch mit einer Persönlichkeitsstörung zusammen, erklärt Paartherapeut Eric Hegmann: Eine Person mit einer ängstlich-abhängigen Persönlichkeit gerät dabei häufig eine Partnerin oder einen Partner, die oder der zu einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung neigt. Das selbst zu erkennen ist gar nicht so leicht – denn: "Innerhalb eines Systems kann man das System nicht begreifen", meint Eric Hegmann. Ein Zeichen jedenfalls sei, wenn wir hin und wieder denken: Irgendwas stimmt hier nicht.

"'Ich würde gerne gehen, aber ich kann nicht.' Das ist eines der Zeichen dafür, dass etwas nicht stimmt."
Eric Hegmann, Paarcoach

Nur wie kann man sich davor schützen? Das ist schwierig, sagt Eric Hegmann. Aber: wenn es sich um eine starke Ausprägung handelt, dann kommt womöglich irgendwann der Punkt, an dem es uns wie Schuppen von den Augen fällt: So kann es nicht weitergehen. "Da merkt man schon, dass hier etwas nicht stimmt. Häufig kommt es vor, dass uns Freunde darauf ansprechen. 'Findest du das in Ordnung, wie er oder sie mit dir umgeht?'" Und das sollten wir uns gut überlegen.