BuchungsplattformBooking.com will jetzt alles verkaufen – vom Hotel bis zur Reservierung im Restaurant

Booking.com ist schon Marktführer. Mit den jetzt angekündigten Plänen könnte die Buchungsplattform noch mächtiger werden und weitere Unternehmen abhängig von ihr machen.

Wer online eine Reise oder ein Hotel buchen will, wird relativ schnell beim Portal Booking.com landen, dem Marktführer in Europa. Jetzt will Booking.com die Dominanz noch weiter ausbauen - und nicht nur Reisen und Hotels, sondern auch zusätzliche Dienste anbieten. Demnächst sollen Kundinnen und Kunden unter anderem auch Flüge, Restaurantplätze, Events und Mietwagen über die Plattform buchen können.

Booking.com will zu Full-Service-Angebot werden

Der Plan von Booking.com: Die Plattform will zu einem Full-Service-Angebot werden, über das die komplette Reise organisiert wird. Und wenn etwas schief läuft, melden sich die Reisenden direkt bei Booking, das sich um die Probleme kümmern will. Alles aus einer Hand - dieses Prinzip wird in der Reisebranche auch "Connected Trip" genannt.

Full Service in Krisenzeiten besonders gefragt

"Es liegt nah, weitere Teile einer Reise zu vereinnahmen und Mehrwert durch reibungslosen Ablauf zu schaffen", sagt Reinhold Kesler, Forscher im Bereich Digitale Ökonomie an der Universität Zürich. "Gerade in Krisensituationen kann das auch gewinnbringend für die Plattform sein."

Mit Krisenzeiten ist zum Beispiel eine Pandemie gemeint, in der Reisen nur eingeschränkt möglich sind, nicht alles frei betreten werden darf und spezielle Zutrittsregeln gelten. In diesem Fall könnte ein Full-Service-Dienstleister gleich in zweifacher Hinsicht einen Mehrwert bieten: Zum einen den Reisenden genau sagen, was sie wann wo dürfen. Zum anderen sich um Probleme kümmern, die durch Einschränkungen entstehen können.

Das wiederum sorgt für Gewinn für die Plattformen: Reisende buchen mehr Services als nur das Hotel. Die Kundenbindung ist stärker, und womöglich buchen die Kundinnen und Kunden noch mehr als sie eigentlich vorhatten - weil es so bequem ist und sie ja sowieso schon dran sind.

"Wenn alles aus einer Hand kommt, kann Booking.com Provisionen nicht mehr nur von Hotels, sondern auch von Mietwagenanbietern und Fluggesellschaften erhalten. Und es behält die Kundinnen und Kunden auf der Plattform."
Nik Potthoff, Deutschlandfunk-Nova-Reporter

Plattformen machen ihre eigenen Regeln - zu ihrem Vorteil

Nur: Probleme, die es jetzt schon gibt, könnten sich mit Connected Trips noch verstärken. Unternehmen wie Booking.com oder auch Expedia, Trivago und HRS sind Plattformen, die ihre eigenen Regeln machen.

So müssen zum Beispiel Hotels Vorgaben zu Preisen, Rabatten und Stornierungsbedingungen akzeptieren. Tun sie es nicht, fliegen sie aus der Listung oder werden weiter unten platziert, wo sie schlechter gefunden werden.

Auch werden sie teilweise abgestraft, wenn sie auf der eigenen Website oder bei Konkurrenten niedrigere Preise anbieten. Das Problem für die Hotels bei überall gleichen Preisen: Wird über die eigene Website gebucht, erhalten sie den Komplettpreis. Bei einer Buchung über eine Plattform, müssen sie eine Provision bezahlen und verdienen dementsprechend weniger. Auf die Listung bei den Portalen zu verzichten, bedeutet je nach Konstellation aber, dass ihnen viele Gäste verloren gehen.

Was bei Hotels zu beobachten ist, dürfte auch Restaurants, Eventveranstalter und Mietwagenverleiher treffen. Auch das Kartellamt hat sich schon mit Reiseportalen befasst.