Corona-ImpfungWarum niemand einen Plan von der richtigen Impfquote hat

Gerade herrscht Verwirrung in Sachen Impfquote. Grund sind zwei unterschiedliche Impfquoten, die beide durch das Robert Koch-Institut veröffentlicht werden. Vermutlich sind jetzt doch mehr Menschen in Deutschland geimpft als angenommen.

Das Covid-19-Impfdashboard hält die Impfquote tagesaktuell für Deutschland fest. Danach sind mittlerweile 65,1 Prozent der Menschen vollständig gegen Covid-19 geimpft. Das entspricht ungefähr 70 Prozent der Erwachsenen.

Laut einem Bericht vom Robert Koch-Institut (RKI) sind aber mehr Menschen in Deutschland geimpft: Demnach liegt die Impfquote bei 80,9 Prozent. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat das zum Anlass genommen, um über Lockerungen nachzudenken.

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Welche Impfquote ist aber die richtige? Tatsächlich kann das niemand genau sagen. Vermutlich liegt die Quote im Bereich zwischen 65,1 und 80,9 Prozent. Was klar ist: Beide Zahlen kommen vom Robert Koch-Institut.

Zwei Messmethoden, viel Unklarheit

Als zentrale Einrichtung zur Überwachung und Prävention von Krankheiten in Deutschland nähern sie sich der Impfquote aus zwei Richtungen: Einmal über ein digitales Meldesystem, in das Impfzentren, Arztpraxen und Betriebsärzt*innen alle Corona-Impfungen eintragen. Zusammen ergeben sie die niedrigere Impfquote vom Impfdashboard der Bundesregierung.

Nicht alle Stellen melden Impfungen

Das Problem: Nicht alle Stellen melden die verabreichten Impfungen über die Online-Plattform. Unter den Betriebsärzt*innen zum Beispiel macht das gerade mal die Hälfte. Deutlich wird das an der Abweichung zwischen der Menge der ausgelieferten Impfdosen und der Anzahl der gemeldeten Impfungen. Laut RKI müsste die Impfquote dort alleine durch die Menge an Impfstoff, der in den vergangenen zehn Tagen an die Impfstellen ausgeliefert wurde, um 2,7 Prozentpunkte höher liegen.

Telefonbefragungen oft ungenau

Die Impfquote von 80,9 Prozent hat das RKI über einen zweiten Weg berechnet: das Covid-19-Impfquoten-Monitoring (COVIMO). Für den Bericht ruft es in regelmäßigen Abständen Menschen per Zufallsprinzip an und fragt sie unter anderem, ob sie sich haben impfen lassen. Für den aktuell siebten Bericht haben insgesamt 1.005 Menschen aus Deutschland an der Befragung teilgenommen.

Das Problem: Die Erfahrung bei Umfragen wie dieser vom RKI zeigt, dass viele der Befragten nicht ehrlich sind oder das antworten, von dem sie denken, es würde von ihnen erwartet, erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Veronika von Borries. Manche lehnen auch ganz ab, an der Befragung teilzunehmen.

Zudem wird die Umfrage nur auf Deutsch gemacht. Menschen, die nicht so gut oder gar kein Deutsch sprechen, konnten also nicht an der Befragung teilnehmen.

Impfquote ist ungefährer Wert

Am Ende steht das RKI vor dem Wissen, dass die aktuellen Meldungen das Impfgeschehen nicht vollständig abbilden und dass solche Umfragen oft etwas verzerrt sind. Darum hat es den Wert aus dem Umfragen etwas nach unten korrigiert und geht von einer Impfquote von rund 80 Prozent bei Erwachsenen aus.