Pharmazie-ProfessorSteigende Neuinfektionen: Impfungen und Corona-Tests reichen derzeit nicht aus

Seit Ostern steigen die Corona-Infektionszahlen wieder an. Thorsten Lehr, Professor für Klinische Pharmazie, hält diesen Trend für bedenklich und die aktuellen Maßnahmen für zu schwach. Die Corona-Impfungen und vermehrte Corona-Tests in Schulen und Unternehmen hätten momentan noch keinen Einfluss auf die Pandemie-Bekämpfung.

Thorsten Lehr, Professor für Klinische Pharmazie an der Universität des Saarlandes, sieht einen bedenklichen Trend bei den Corona-Infektionszahlen. Nachdem es über Ostern ein "Loch" gegeben habe, weil weniger Neuinfektionen gemeldet wurden, stiegen die Zahlen jetzt mit fünf Inzidenzpunkten pro Tag steil an. Dieser Trend könne sich in den nächsten Tagen noch verschärfen.

Derzeitige Corona-Maßnahmen sind zu schwach

Aus Sicht von Thorsten Lehr sind die Maßnahmen, die zurzeit gelten, zu schwach. Es gebe eigentlich keine richtigen Maßnahmen, weil jedes Bundesland die Regeln selbst interpretiere. Auch wenn manche Bundesländer die "Notbremse" rigoroser umsetzten als andere, sei es ein "Herumeiern".

"Das Impfen ist eine tolle Sache, aber bis das auf die Inzidenz durchschlägt, dürfte das noch dauern."
Thorsten Lehr, Professor für Klinische Pharmazie an der Universität des Saarlandes

Bis sich die Impfungen auf die Inzidenz durchschlagen, dürfte es noch dauern, sagt Thorsten Lehr. Er erwartet, dass man frühestens einen Effekt sehe, sobald 30 bis 40 Prozent der Bevölkerung geimpft seien. Richtig bemerkbar machten sich die Impfungen dann erst, wenn 60 bis 70 Prozent geimpft seien. Dies sei möglicherweise aber erst im Herbst der Fall – je nach Impfgeschwindigkeit.

Noch mehr Corona-Tests nötig

In Schulen und Kindergärten sowie zum Teil in Unternehmen wird seit kurzem vermehrt getestet. Damit diese Corona-Tests einen Einfluss auf das Pandemiegeschehen haben, müssten pro Tag etwa 20 Prozent der Bevölkerung getestet werden, sagt Pharmazeut Thorsten Lehr. In Deutschland erreiche man diese Quote noch nicht. Deshalb könne sich man da nur steigern und müsse darauf hoffen, die Infektionsketten ein bisschen zu brechen.

Optimistisch bleiben und schneller impfen

Thorsten Lehr plädiert dafür, optimistisch zu bleiben. Es gebe einen sehr wirksamen Impfstoff. Es sei jetzt wichtig, die Impfgeschwindigkeit hochzufahren und sich nicht mit Modellprojekten das Leben schwer zu machen.