Der Journalist Deniz YücelZermürbende Haft für Yücel - Ankara nimmt Stellung

Deniz Yücel sitzt noch immer in der Türkei im Gefängnis - in Isolationshaft. Der Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte prüft den Fall des Journalisten. Nun hat Ankaras Regierung Stellung genommen. Der Journalist Erkan Arikan glaubt nicht, dass Yücel bald freikommt.

Gestern (28.11.) hat sich die türkische Regierung, wenige Stunden vor Ablauf der Frist, zur Prüfung durch den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) geäußert. Der Inhalt der Stellungnahme zu Deniz Yücel ist noch nicht publik. Die Erklärung ging zunächst an die Anwälte des deutsch-türkischen Journalisten. Sie werden sich vermutlich heute (29.11.) dazu äußern.

Die Isolationshaft zermürbt ihn, sagt Yücels Ehefrau

Seit dem 14. Februar 2017 ist der Korrespondent der Zeitung "Welt" in Haft. Ihm werden Terrorpropaganda und Volksverhetzung vorgeworfen.

Der WDR-Journalist Erkan Arikan verfolgt den Prozess um Yücel. Arikans Redaktion konnte ein Interview mit der Ehefrau Yücels führen. Dilek Mayatürk-Yücel sagte, dass die Isolationshaft für Deniz Yücel schwer zu ertragen sei. Die Haft grenze an psychische Folter.

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Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) wollte im Zuge der Prüfung von der türkischen Regierung wissen, warum der Journalist Yücel seit so vielen Monaten in Untersuchungshaft sitzt. "Laut Artikel fünf der Menschenrechtskonvention, soll eine Untersuchungshaft auf eine 'vernünftige Dauer' beschränkt werden", sagt Erkan Arikan.

Es wird wohl zu einer Anklage kommen

Das EGMR wird vermutlich, so Arikan, eine Verletzung der Grundrechte von Deniz Yücel feststellen - unabhängig von der Stellungnahme, die gestern aus Ankara kam. Doch auf das Urteil des EGMR werde die Türkei kaum Rücksicht nehmen.

"Die Türkei zählt zu den Staaten, die die meisten Verurteilungen durch den EGMR haben, aber allerdings auch die schlechteste Umsetzungsbilanz."

Erkan Arikan rechnet nicht damit, dass Yücel entlassen wird. Vielmehr glaubt er, dass es zu einer Anklage kommt.

"Wir haben in den letzten Wochen und Monaten den Eindruck gewonnen, dass man an Deniz Yücel ein Exempel statuieren will."

Die Regierung in Ankara lasse sich nicht in die Karten blicken, sagt der Journalist Arikan. Einmischung aus dem Ausland sei unerwünscht.