Kartoffelfäule1845 – die große Hungersnot in Irland

Erst die Enteignung von Gemeinschaftseigentum, dann Missernten und schließlich ein Kartoffelpilz: Der irische Great Hunger von 1845 hat eine Vielzahl von Ursachen, brachte Hunderttausenden den Tod und den USA eine katholische Migrationswelle.

The Great Famine, Great Hunger oder Irish Potato Famine – die Hungersnot von 1845 in Irland hat viele Namen und eine lange Vorgeschichte. Sie beginnt vermutlich in jenen Jahren des 16. Jahrhunderts, als England die Herrschaft über die sogenannte grüne Insel übernimmt und den eigenen Großgrundbesitzern in Irland große Flächen für Ackerbau und Viehzucht überlässt.

"Das zu pachtende Land wurde dadurch knapper, dass immer mehr von englischen Großgrundbesitzern beansprucht wurde."
Dr. Matthias von Hellfeld, Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte

Das geht zu Lasten des Gemeinlandes, das bis dahin zur freien Verfügung und Nutzung der irischen Bauern vorgesehen war. Nun aber werden aus den ehemals freien Bauern Lohnabhängige und Pächter, die ihre Pacht mit Getreide und Vieh zu entrichten haben. Beides wird nach England exportiert, so dass in Irland nur wenige Nahrungsmittel verbleiben.

Agrarexporte und irische Not

Nur die Kartoffelernte bleibt auf der Insel und wird zu Ernährung der Bevölkerung genutzt. Da für den Anbau der Kartoffel wenig Land benötigt wird, reichen die verbliebenen Parzellen des ehemaligen Gemeinlandes aus, um die Versorgung der Iren zu garantieren.

Aber die englischen Grundbesitzer beanspruchen immer mehr von diesem Gemeinland, so dass die freie Anbaufläche immer kleiner wird. Durch die darauf betriebene Monokultur werden Böden anfällig für Pilzbefall oder Schädlinge, die in feuchten und kalten Regionen besonders gut gedeihen.

Asche statt Sonne

Dieser Umstand sorgt immer wieder für Missernten und damit verbundene Hungersnöte. Im Sommer 1816 wird es besonders hart, denn ein Jahr zuvor war auf einer indonesischen Insel ein Vulkan ausgebrochen. Dabei wurden Asche und andere Partikel in die Stratosphäre geschleudert, die die Sonne verdunkeln. 1816 folgt dann ein Sommer ganz ohne Sonne.

"Anfang der 1840er Jahre lebten 8,1 Millionen Menschen in Irland. Nach der Hungerkatastrophe noch 6,5 Millionen. Etwa eine Million sind an den Folgen des Hungers verstorben. 1,5 Millionen ausgewandert."
Dr. Matthias von Hellfeld, Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte

In Europa und Nordamerika fallen die Ernten aus, Hungersnöte sind die Folge. Davon ist auch Irland betroffen. Hinzu kommt, dass der aus Amerika eingeführten Algenpilz die gesamte Kartoffelernte verfaulen lässt.

Diesen Bedingungen hat die ohnehin geschwächte Bevölkerung Anfang der 1840er Jahre nichts mehr entgegenzusetzen. Bei der Hungerkatastrophe sterben mehr als eine Million Menschen, 1,5 Millionen Irinnen und Iren wandern aus. Die meisten in die USA, wo sie heute noch eine bedeutende Bevölkerungsgruppe stellen.

Ihr hört in Eine Stunde History:

  • Der Leipziger Historiker Joachim Schwend erläutert Ursachen und Folgen der großen Hungerkatastrophe in Irland 1845.
  • Der Jenaer Kulturwissenschaftler Fergal Lenehan betrachtet das irisch-englische Verhältnis während und nach der Katastrophe des Jahres 1845.
  • Die USA-Korrespondentin des Deutschlandfunks Doris Simon berichtet über die heutige irische Bevölkerung in den USA.
  • Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte Dr. Matthias von Hellfeld beschreibt einige der Ursachen der Hungerkatastrophe von 1845.
  • Deutschlandfunk Nova-Reporterin Wiebke Lehnhoff erinnert an das Jahr 1845 in Irland.