DogsharingWenn ein Hund zwei Zuhause hat
Für einen Hund braucht es Platz, Liebe, Geld und Zeit. Nicht alle können das bieten, wollen aber dennoch einen Hund. Die Lösung: Dogsharing, also ein Hund, zwei Haushalte. Was es zu beachten gibt und für welche Vierbeiner das Modell ungeeignet ist.
Bellen ist bei dem neunmonatigen Rüden Benji eine Seltenheit. Der Goldendoodle bleibt fast immer ruhig und freundlich. Er ist groß und blond wie ein Retriever und wuschelig wie ein Pudel. Seinen Charakter beschreibt Besitzerin Verena mit einem einzigen Wort: gutmütig.
Benji ist der erste Hund in Verenas Leben. Vor einem halben Jahr zog er bei ihr und ihrer Katze ein – in ein Reihenhaus mit Garten. Schon davor hatte Verena beschlossen: Sie will ihren Hund teilen.
"Ich hätte mir keinen Hund genommen, wenn ich keine andere Person für ihn gefunden hätte."
Auf einer Nachbarschaftsplattform fand sie Janice als Partnerin. Auch bei ihr konnte Benji in ein Reihenhäuschen mit Garten einziehen. Dort wohnt er zusammen mit Janice, ihrem Mann und den zwei Kindern. "Ich habe mir schon immer einen Hund gewünscht", erzählt Janice. Gleichzeitig wollte sie, dass es dem Hund gut geht. "Ich bin viel unterwegs. Da dachte ich immer: Das kannst du dem Hund nicht antun."
Körbchen, Spielzeug, Trink- und Fressnapf stehen in beiden Häusern für Benji bereit. Die Kosten für Steuer, Versicherungen, Tierarzt und Futter trägt Verena derzeit allein.
Wann der Hund bei wem wohnt, entscheiden die beiden Frauen flexibel anhand ihrer Arbeitszeiten. Unterwegs und in beiden Häusern wenden alle die Kommandos an, die Verena mit Benji in der Hundeschule geübt hat. "Wir kommunizieren eine Menge, auch über Whatsapp. Schicken uns Fotos und schreiben, was wir gemacht haben. Und wenn wir ein Problem haben, fragen wir: Wer hat die bessere Lösung?", erzählt Verena.
In Berlin ist das Modell "Hund-teilen" gar nicht so selten, offizielle Zahlen dazu gibt es aber nicht. Katharina Marioth ist Hundetrainerin und in Berlin anerkannte Sachverständige für Hundewesen. Sie ist kein Fan vom Hundeteilen, lehnt das Modell aber trotzdem nicht kategorisch ab.
"Ich betrachte das sehr kritisch. Es sollte höchstens eine Notlösung sein, zum Beispiel wenn sich die Arbeitszeiten verändert haben. Dann ist das natürlich immer noch besser als den Hund stundenlang alleine zu lassen."
Dennoch könnten sich die meisten Tiere gut auf verschiedene Bezugspersonen einstellen. Bei folgenden Hundetypen und Rassen rät Katharina Marioth jedoch vom Dogsharing ab: "Bei allen Arbeitsrassen, also Hütehundrassen zum Beispiel Bordercollie, Australian Shepherd, belgischer Schäferhund ist das überhaupt keine gute Idee. Die kommen mit wechselnden Bezugspersonen schlecht klar." Auch für Hunde, die aus dem Tierschutz kommen und sehr wahrscheinlich schon oft den Ort wechseln mussten, sei das Dogsharing nicht ratsam.
Damit der Hund mit dem Modell klarkommen kann, sollte er an beiden Orten seine Sachen haben, also einen Korb, Napf und so weiter. Die Dinge sollten nicht immer mit umziehen, weil der Hund sich an den Geruch vor Ort gewöhnt und die Dinge, den Geruch annehmen.
Auch sonst können Menschen Hunden das Pendeln leichter machen: Nach einer behutsamen Eingewöhnung empfiehlt Katharina Marioth regelmäßige Wechselintervalle von mehreren Tagen.
Wer sich einen Hund teilt, der sollte sich auch rechtlich absichern, rät Elke Weidenbach von der Verbraucherzentrale NRW. Am besten mit zwei Versicherungen: "Einer sollte sich als Halter offiziell über die Hundehalterhaftpflichtversicherung versichern und derjenige, der quasi als zweiter diesen Hund hütet, sollte sich über seine private Haftpflichtversicherung auch noch versichern, und das Hüten fremder Hunde sollte darüber mitversichert sein."
Im Fall von Benji scheint das Teilen gut zu funktionieren. Der Hund ist selten allein, bekommt viel Aufmerksamkeit und Bewegung. Und auch den beiden Menschen bricht nicht das Herz, wenn der freundliche Wuschelhund wieder umzieht: "Weil ich weiß, dass es ihm da gut geht", sagt Verena. Und dann freut sie sich, wenn ihr geteilter Hund wieder zu ihr zurückkommt.