Liebe und BeziehungWelche Anzeichen für eine Trennung sich berechnen lassen

Gerade noch im Liebesglück und dann auf einmal vor dem Aus: Manche Trennungen überraschen uns wie aus dem Nichts. Dabei gibt es oft Anzeichen für ein sich anbahnendes Beziehungsende - und die lassen sich zum Teil sogar berechnen. Forschende aus den USA behaupten außerdem: Solche Anzeichen finden sich auch in unserem veränderten Sprachverhalten.

Den Liebeserfolg mathematisch berechnen - klingt nicht gerade romantisch. Doch auch die Liebe lässt sich so untersuchen, wenn es genügend Daten gibt. Für Beziehungen lassen sich solche Daten erheben. Daraus können Forschende zumindest Wahrscheinlichkeiten ableiten. Das gilt auch für Erfolg oder Scheitern einer Beziehung.

"Beziehungen, in denen die positiven Erfahrungen die negativen um das Fünffache übertreffen, sind glücklich und haben Bestand. Sie halten mit einer Wahrscheinlichkeit von 90 Prozent."
Christian Hesse, Mathematik-Professor an der Universität Stuttgart

Eine Faustregel: Fünf Mal lieb sein, einmal böse, sagt der Mathematiker Christian Hessen. Die Grundlage dieser Aussage bietet die Langzeitstudie von Psychologe und Beziehungsforscher John Gottman und Mathematiker James Murray. Die beiden Forscher haben 700 Paare aus den USA untersucht und festgestellt: Durch das Verhältnis von guten und negativen Aspekten einer Beziehung lässt sich etwas über ihre Erfolgschancen sagen.

Negatives Verhalten wiegt schwerer als positives

Das Forschungssetting: Die Paare sollten in einem 30-minütigen Gespräch über heikle Dinge sprechen, zum Beispiel über Kinder, Geld oder das Verhältnis zu den Schwiegereltern. Dabei wurde ihr Blutdruck, Puls und die Schweißentwicklung gemessen. Gestik und Mimik wurden per Videoaufnahme festgehalten.

Jede Bemerkung bewerteten die Forscher auf einer Skala von minus fünf bis plus fünf: von offener Verachtung bis liebevolles Aufeinanderzugehen. In den folgenden Jahren fragten sie immer den Beziehungsstatus der Paare ab.

"Die Paare, die ein durchschnittliches Punkteverhältnis von 5 zu 1 hatten, sind zusammen geblieben. Paare, die leicht von diesem Ideal abwichen, ließen sich im Durchschnitt nach sechzehn Jahren scheiden."
Mathias von Lieben, Deutschlandfunk Nova

Das Ergebnis: Paare, die im Gespräch ein Verhältnis von fünf positiven Bemerkungen zu einer negativen Bemerkung hatten, blieben öfter zusammen als Paaren mit einem schlechteren Verhältnis, erklärt unser Reporter Mathias von Lieben.

Ein eins zu eins Ausgleich reicht laut Studie für ein langfristiges Liebesglück nicht aus. Wer etwas negatives gesagt oder getan hat, sollte mehr als einmal positiv auf seinen Partner zugehen.

"Es ist viel messbar, aber es ist gottlob nicht alles messbar. Und das ist eigentlich auch das Schöne: Die Liebe ist, auch wenn sie uns heute Sicherheit geben soll, etwas, das eben niemals sicher ist."
Eric Hegmann, Paartherapeut

Zahlen und harte Fakten: Tatsächlich lässt sich die Beziehungszufriedenheit messen, sagt Paartherapeut Eric Hegmann. Wenn in einer Beziehung Kritik, Verleugnung oder Verachtung zu viel Raum bekommen, wird es schwierig. Paare sollten solch toxisches Verhalten identifizieren und zusammen angehen.

Unsere Sprache ändert sich kurz vor einer Trennung

Trotz alle Mühe - manche Beziehungen gehen in die Brüche. Ein anderes Forschungsteam aus den USA meint jetzt: Anzeichen für ein sich anbahnendes Ende finden wir in unserer Sprache. Dafür haben sie die Social Media Posts von 6.800 Menschen untersucht, die eine Trennung hinter sich hatten.

"Von diesen Personen haben sie weitere Social Media Posts zu unterschiedlichen Themen gesucht – aus dem Zeitraum ein Jahr vor der Trennung bis ein Jahr nach der Trennung. Ihr Ergebnis: Drei Monate vor Beziehungsende nutzten sie sehr vielmehr Pronomen - also Wörter wie "ich" oder "wir"."
Inga Gebauer, Deutschlandfunk-Nova-Wissensnachrichten

Kurz vor dem Beziehungsende wurde die Sprache demnach sehr viel subjektiver und informeller. Die Forschenden meinen, dass die starken Emotionen, die mit einem Beziehungs-Aus einhergehen, den betroffenen Männern und Frauen analytisches und rationales Denken ziemlich schwer machen.