Drug-CheckingDrogen: Erst testen, dann einnehmen?

Drogen, insbesondere illegale, sind gesundheitsgefährdend. Gepanschte Rauschmittel sind noch gefährlicher. Drug-Checking-Angebote – also Labore, die Drogen testen – könnten die Zahl der Drogentoten verringern. Eine britische Uni hat ein Mini-Labor im Taschenformat entwickelt.

Auf dem Fusion Festival 2024 wurde es bereits getestet: Ein mobiles Labor untersuchte Drogen von Festivalbesuchern auf ihre Inhaltsstoffe. Das Land Mecklenburg-Vorpommern hatte dafür zunächst den gesetzlichen Rahmen geschaffen. Das mobile Labor war ein gemeinsames Projekt des Festivals mit der Universitätsmedizin Rostock.

Drogen prüfen im mobilen Labor

Bei den Festivalbesuchern kam das legale und kostenfreie Angebot gut an: Die Nachfrage war hoch. Gernot Rücker leitet das Notfallausbildungszentrum der Unimedizin Rostock. Von den Substanzen, die auf der Fusion analysiert wurden, waren 13 hochdosiert, sagt der Mediziner, und keine dieser Drogen enthielt weitere unerwartete Giftstoffe. Nach der Untersuchung wurden die Rauschmittel vernichtet.

"Wenn ein kostenloser Test angeboten wird, der ihr Konsumverhalten risikofreier und einfacher macht, dann nutzen sie das einfach."
Dr. Gernot Rücker, Leiter des Notfallausbildungszentrums der Unimedizin Rostock

Den Arzt überrascht es nicht, dass die Nachfrage hoch ist: Denn für den jeweiligen Konsumenten ist die Einnahme von Pillen nach einem Test sicherer als ohne die Analyse.

Natürlich legitimiert die Laboranalyse nicht die Einnahme von illegalen Drogen. Die ist so oder so gesetzeswidrig. Dennoch setzt sich Gernot Rücker für Drug-Checking-Angebote ein, weil er Drogenkonsum als eine gesellschaftliche Realität ansieht. Egal, ob man es gutheißt oder nicht. Für den Mediziner ist der Nutzen der Tests so groß, dass er die Bedenken, die Kritiker äußern, deutlich überwiegt.

Drug-Checking kann Verhalten von Konsumierenden beeinflussen

Allerdings ist es auf Festivals schwierig festzustellen, ob das Testergebnis wirklich einen Einfluss darauf hat, dass Menschen ein Rauschmittel zu sich nehmen oder es dann doch sein lassen. In Wien ist das anders. Dort gibt es das check.it, seit knapp 30 Jahren das Pionierprojekt beim Drug-Checking im deutschsprachigen Raum.

Die Leiterin Bettina Höblinger weiß aus ihren Erhebungen, dass ein Drogen-Check-Test den Impuls geben kann, ob Substanzen konsumiert oder vernichtet werden. Und: Das gelte sowohl für mobile Checks, bei denen es rund eine Stunde dauert, als auch für stationäre Angeboten, die eine Woche brauchen können.

"Dass ist schon unsere Erfahrung, gerade auf Events, dass, wenn es nicht das ist, was sie konsumieren wollen oder es zu viele Streckstoffe enthält – dass sie die Substanz dann auch vernichten."
Bettina Höblinger, Suchthilfe Wien

Im Sommer 2023 ist in Berlin das erste stationäre Beratungs- und Testangebot für Drogen in Deutschland gestartet. Insgesamt gibt es bisher nur ein geringes Angebot für eine große Nachfrage. Als nächstes will das Bundesland Hessen aktiv werden und die rechtliche Grundlage für solche Angebote schaffen.

In Großbritannien ist man schon einen Schritt weitergegangen: Die University of Bath hat ein tragbares Gerät entwickelt, ein Mini-Labor im Taschenformat. Auch geringe Konzentrationen gefährlicher Substanzen lassen sich damit feststellen. Die Verantwortlichen hinter diesem Projekt hoffen, dass sich die Zahl der Drogentoten verringern lässt, wenn die Konsumierenden selbst feststellen können, welche Stoffe ihr Rauschmittel tatsächlich enthält.