ErinnerungskulturWer ein Denkmal wirklich verdient hat

Durch die anti-rassistischen Proteste ist auch die Diskussion über Statuen und Denkmäler aus der Kolonialzeit neu entbrannt - auch in Deutschland. In sozialen Medien kommen jetzt Vorschläge, welche Personen wirklich ein Denkmal verdient haben.

USA: In Minnesota zogen Demonstranten Christopher Columbus vom Sockel. England: In Bristol werfen Aktivisten die Statue des Sklavenhändlers Edward Colston ins Wasser. Belgien: Eine Statue von König Leopold II. wird mit Farbe beschmiert. Mailand: Auf dem Denkmal des Kriegsreporters Indro Montanelli steht in roten Buchstaben "Vergewaltiger" und "Rassist."

"Man müsste so eine Statue nehmen und hinlegen oder auf den Kopf stellen oder die Fassade des Humboldt-Forums mit Stacheldraht aus den Konzentrationslagern in Namibia brechen, so dass man es gar nicht übersehen kann."
Jürgen Zimmerer, Historiker

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Seit dem gewaltsamen Tod von George Floyd und den weltweiten Protesten gegen Rassismus ist die Debatte über den Umgang mit Denkmälern und Statuen aus der Kolonialzeit neu entfacht. Die große Anzahl an Vorfällen zeigt: Der Anspruch an die Erinnerungskultur hat sich in vielen Ländern verändert. Denn viele Menschen wollen keine Denkmäler mehr in ihren Städten, die Personen verehren, die an der Ausbeutung ehemaliger Kolonien und der Ermordung ihrer Bewohner beteiligt waren.

Während ein rassistisches Denkmal nach dem anderen gestürzt wird, werden auf Twitter Denkmäler gepostet von Menschen, die es wirklich verdient haben. Angefangen hat alles mit einem Tweet von James Barr. Der britische Autor und Historiker hat seine Follower aufgefordert, eine Statue zu nennen, die ihre Umgebung tatsächlich verbessert. Innerhalb von einer Woche wurde der Tweet über 23.5000 Mal kommentiert.

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Vorschläge in sozialen Medien

So postete ein Nutzer eine Statue von Freddie Mercury. Das Denkmal für den britischen Musiker steht in Montreux in der Schweiz. In Sheffield in England gibt es ein relativ neues Denkmal mit dem Namen "Women of Steel." Die Bronzeskulptur ist den Frauen gewidmet, die während der beiden Weltkriege im Stahlwerk in Sheffield gearbeitet haben.

Ein anderer Tweet zeigt ein weiteres Beispiel aus England: An der Liverpool Street Station in London steht eine Bronzestatur mit dem Namen "Kindertransport - The Arrival." Das Denkmal erinnert an die jüdischen Kinder, die an dieser Station zwischen 1938 und 1939 angekommen sind, weil sie vor den Nazis flüchten mussten.

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Viele Likes hat auch der Post der "Frau mit der Handtasche" bekommen. Eigentlich ist es eine Fotografie, auf der eine Frau einem Neo-Nazi auf einer Demo ihre Handtasche über den Kopf zieht. Die Demonstration fand 1985 im schwedischen Väkschö statt. In Erinnerung an das Ereignis wurde in Varberg das Denkmal errichtet.

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