Party und PolitikChemnitz: Clubs zeigen Flagge gegen Rechtsextremismus
Sie sind mehr als nur Orte zum Tanzen: Clubs wie das Atomino, das Transit und das Weltecho in Chemnitz. Für viele sind sie Safespaces und positionieren sich politisch – damit geraten sie auch ins Visier von rechten Gruppierungen.
Chemnitz hat eine richtig gute Clubszene, findet Alexander Moritz, DLF-Landeskorrespondent in Sachsen. Er war in Chemnitz unterwegs und berichtet, dass einige Clubs hier für viele nicht nur Orte zum Feiern sind, sondern regelrechte Schutzräume. Dazu gehören das Transit, das Weltecho und das legendäre Atomino.
"Man weiß, dass hier kein Rassismus oder andere Vorurteile stattfinden. Viele verbinden das vielleicht schon mit links. Ich finde, das sollte selbstverständlich sein."
Das Atomino hat mit einem eigenen Wagen am Christopher Street Day (CSD) teilgenommen und sich damit offen gegen Rechtsextremismus ausgesprochen.
Rechtsextreme Ausschreitungen vor Clubs sind keine Seltenheit
Selbstverständlich ist so eine Haltung in Chemnitz nicht. Im Stadtrat hat die AfD die meisten Sitze, und auch die Fraktion Pro Chemnitz/Freie Sachsen ist mit drei Sitzen vertreten. Hinzu kommt eine starke rechtsextreme Jugendszene, die mitunter vor Clubs, die sich gegen rechts oder gegen Homo- und Transphobie positionieren, Besucher anpöbelt.
"Anfang 2025 hat es sogar einen Überfall auf die eher linke Bar Balboa gegeben", berichtet Alexander Moritz. "Da haben teilweise minderjährige Mitglieder der Gruppe 'Chemnitz Revolte' versucht, Gäste zu verprügeln." Das sei kein Einzelfall. Auch andere Clubs, die sich politisch positionieren, spürten diesen Druck.
"Die Jugendlichen lungern vor den Clubs und schaffen damit eine total bedrohliche Atmosphäre."
Die Polizei geht gegen die rechtsextremen Jugendgruppen vor, sagt Alexander Moritz. Es habe mehrere Durchsuchungen bei den Gruppenmitgliedern gegeben, die den Überfall auf die Bar Balboa verübt haben sollen. Die Polizei hat unter anderem Sturmhauben, Zahnschützer und Protektorenhandschuhe gefunden, die die Schlagkraft beim Prügeln verstärken können. Der Druck der Polizei habe auch dazu geführt, dass sich die Gruppe "Chemnitz Revolte" inzwischen offiziell aufgelöst hat.
Doch gesellschaftlich wie politisch fürchten die Clubs Gegenwind: Bei der Bundestagswahl 2025 ist die AfD in Chemnitz stärkste Partei geworden. Angesichts dieser Entwicklung machen sich Betreiber*innen wie Julia Vogt, die das Weltecho leitet, Gedanken: Werden sie auch in Zukunft mit finanziellen Zuschüssen rechnen können, auf die sie angewiesen sind? Julia versucht bereits jetzt, das Team abzusichern: "Wir versuchen, Drittmittel zu akquirieren, die außerhalb des Landes verfügbar sind, und werden auf Stiftungen zuzugehen."
Im Audio erzählt Alexander Moritz, warum es aus Sicht der Clubs schwierig werden könnte, wenn weiterhin viele junge Menschen Chemnitz verlassen. Außerdem geht es darum, wie das Kultur- und Clubleben davon profitiert, dass Chemnitz 2025 Kulturhauptstadt ist.